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Bau und tritt gleichsam in eine ästhetisch wohlberechnete Formverwandtschaft zu den
mächtigen Silhouetten der Berge. Unter zahlreichen Kirchthürmen dieser Art ist jener zu
Karres im Oberinnthal als schönstes Beispiel erwähnenswerth.
Der Verfall der Gothik macht sich in Tirol bei den im XVI. Jahrhundert
entstandenen Kirchenbauten durch geringe Ausbildung oder gänzliche Verlegung der
Strebepfeiler nach dem Innern des Baues bemerkbar. Au Stelle dieser Pfeiler treten an
den Fanden meist schmale Lissenen
von drei- oder rechteckigem Quer-
schnitt, welche der constrnctiven Be-
deutung entbehren und nur eine
mangelhaste Gliederung der Außen-
wände bewirken. Das symmetrisch
gestaltete Maßwerk der Blütezeit
gothische» Stils wird durch die soge-
uauute Fischblase verdrängt; der
doppelt geschweifte Kielbogen vertritt
den regelrechten Spitzbogen häufiger
uud die Profiliruug der Schiffpfeiler,
Portale und anderer Bauelemente
wird überladener.
Burg Karneid bei Kardaun. In Südtirol sind bedeutende
Kirchenbanten, wie die durch das
Trieuter Concil historisch berühmt ge-
wordene Kirche S. Maria Maggiore
in Trient, sowie jene zu Condino
und Civezzano charakteristische Bei-
spiele des Eindringens deeorativer
Renaissanceformen in das gothische
Bausystem. Die hochinteressante Kirche in Civezzano, welche auf Veranlassung des
Cardinals Bernhard von Cles in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts erbaut wurde,
ist gegenwärtig noch vortrefflich erhalten, einschiffig, in schlanken gothischen Verhältnissen
aus rothem Marmor hergestellt, einem Materiale, welches dem Formenapparat italienischer
Renaissance ungleich besser entspricht als jenem des Mittelalters. So findet sich auch an
diesem Bauwerke die Fa^ade mit hohen Pilastern an Stelle der nach innen verlegten
Strebepfeiler gegliedert, ähnlich wie bei S. Maria Maggiore in Trient, und nur die
schlanken, mit schönem Maßwerk geziertenSpitzbogenfenster entsprechen dem architektonischen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch