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Aufbau dieser Kirche. Der Thurm, an der Nordseite mit massivem, krabbengeziertem
Steinhelm und spitzbogigen Schallfenstern, ist auch in seiner Hauptform gothisch, aber
mit Renaissancegesimsen gegliedert. Als ein Meisterwerk der Renaissance ziert die Giebel-
front ein reich sculptirtes Portal mit gekuppelten Säulen, wogegen die gleichzeitig ent-
standenen Gewölbe des Langhauses und Presbyteriums zierliche spätgothische Rippen-
netze bedecken.
Von kleineren kirchlichen Denkmalen der mittelalterlichen Architektur in Tirol ist
noch der Bildsäulen zu gedenken, welche in nördlicheren Gegenden des Landes häufig mit
Sculptureu, in Südtirol hingegen mit Freskogemälden geziert waren. Unter den erst-
genannten sind jene bei Brixlegg, Egerdach, Ambras und Sterzing, von den letztgenannten
die Bildsäulen zu Virgen, Layen, Bruneck uud Welsberg bemerkenswerth. Die künstlerisch
bedeutendste Bildsäule Tirols ist nunmehr jene zu Bruneck, nachdem leider die Welsberger
Bildsäule vor wenigen Jahren der Überschwemmung des Pusterthals zumOpser gefallen ist.
Unter den Profanbauten des Mittelalters nehmen die vornehmlich im Süden des
Landes zahlreich entstandenen Burgen den ersten Rang ein. Als Adelswohnungen in der
Zeit des Fehdewesens zur Vertheidigung eingerichtet, waren die ältesten Bauten dieser
Art, welche in Tirol aus dem XI. und XII. Jahrhundert stammen, als Höhenburgen an
möglichst unzugänglichen Stellen, umgeben von Felsschrofen und Schluchten, angelegt, wie
z. B. die Burgen Karneid bei Kardaun, Salnrn n. A. Ihre Architektur trug ausschließlich
den fortifikatorifcheu Charakter und ihre Gesammtanlage war der örtlichen Beschaffenheit
entsprechend von geringem Umfang. Häufig waren es dominirende Punkte, welche an den
Kreuzungen mehrerer Thäler gelegen diese beherrschten und darum wohl auch ehemals
Standorte römischer Wachtposten, aus deren Thurm und Mauerresteu solche Burgen
erstanden, wie Vorst bei Meran, Hocheppan, Runkelstein, Bruck bei Lieuz und andere.
Die größte Anzahl der tirolischen Burgen wurde im XIII. und XIV. Jahrhundert
errichtet. Es waren dies zumeist kleinere Anlagen, sogenannte Burgstalle, von welchen
manche erst in späterer Zeit erweitert wurden und dann behagliche und vielfach mit großer
Pracht ausgestattete Räumlichkeiten umschlossen. Bei den kleineren Burgen befanden sich
in dem von der Burgmauer umgebenen Thurm, dem Berchfried, auch sämmtliche Wohn-
uud Wirthschaftsräume, welche bescheidene Anlage stellenweise durch Erbauung eines
eigenen Wohnhauses nächst dem Thurme eine Erweiterung fand. Innerhalb der
Umfassungsmauern größerer Burgen befanden sich außer dem zur Vertheidigung ein-
gerichteten Berchfried noch der Pallas, die Kemenate uud die Wirthschaftsräume. Größere
Burgen, die sogenannten Hofburgen, wie Siegmuudskron, Hocheppan, Taufers, Peters-
berg und andere waren häufig mit mehreren Umfriedungen, welche von flankirenden
Thürmen beherrscht wurden, umschlossen. Gewöhnlich befand sich das Burgthor in einem
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch