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Gebäudetract im Stil italienischer Hochrenaissance, der vom Meister Martino aus Conio
ausgeführt wurde. Das Innere dieses nach außen einfach gehaltenen Baues wurde mit
wahrhaft verschwenderischer Pracht, deren Reste noch hier nnd da erhalten sind, aus-
gestattet. Scnlptnren in Marmor, Terraeotta und Stneco, Gemälde al fissco und
al tempeia eines Romanino, Brusasorsi ?e., Tapeteu aus Leder, Goldbrokat und
Arazzi schmückten die Wände, vielfarbige Marmorplatten, Majolikafließen oder Holz-
parqnetten mit Intarsien die Fußböden, große, theilweise vergoldete Holzcassetten,
Scnlptnren oder Freskeu die Decken der zahlreichen Säle, des Stiegenhauses uud der
Loggia im kleinen Hofe. Der am Südeude dieser Schloßanlage befindliche große Hof
umgibt westlich den Clesianischen Gebäudeflügel mit einem runden Pavillon an der Ecke.
Letzterer, ursprünglich als Vertheidigungsthurm angelegt, stammt aus dem Jahre 1474, da
Bischof Johann Hinderbach das Kastell offenbar noch in mittelalterlichen Bauformeu
erweiterte und befestigte. Der Architekt des Cardinals Cles benützte den Thurm, um
ihn in den erwähnten Pavillon umzuwandeln. Eine lateinische Inschrift daselbst besagt
zu deutsch: „Ich Thurm wurde einst von Bischof Johann begonnen, doch vergrößert
wurde ich in dieser Weise durch Cardiual Bernhard Clesius Gold 1531." Als später
Cardinal Alberti den von Cles erbauten Theil dieses ,LasteIlc> duon eonsiFlio"
nach Norden verlängerte und mit dem lombardisch-venetianischen Schloßtraet in directe
Verbindung brachte, wurde die Loggia des mit Fresken von Girolamo Romanini
ausgestatteten Sommerrefectoriums der Fürstbischöfe vermauert und dieser Raum, dem
fortan der Zutritt von Lnft mangelte, leider dem Verfall geweiht.
An der gegen die Stadt gerichteten Längsfront ist das Trientiner Kastell mit
Bastionen umgeben und zeigt auch in seinen Fanden zum großen Theil den fortifikato-
rischen Charakter. Die reiche Auszier seiner Jnnenräume ist noch vielfach erhalten,
insbesondere das schöne Stiegenhaus, die freskeugeschmückte Loggia des kleinen Hofes
und ein Rundsaal im Eckpavillou.
Die Architektur italienischer Renaissauce ist noch in einer Reihe von Privatpalästen
Trients glänzend vertreten. Unter ihnen sind besonders bemerkenswerth der Palazzo
Tabarelli, dessen architektonische Gliederungen an Werke Bramantes erinnern, und der
von Georg Fugger aus Augsburg um 1581 im Geschmack Palladios erbaute Palazzo
Zambelli. Einige Trientiner Paläste aus dem XVI. Jahrhundert sind an ihren Fanden
mit tüchtig ansgesührten Freskogemälden geziert. Die südlich von Trient gelegene Villa
sudurdana Uaigvn ist ein seltenes Beispiel derartiger Gebäude auf tirolischem Boden.
In den nördlichen Districten des Landes, wo uns vornehmlich in Schlössern und
Edelansitzen noch bemerkenswerthe Profanbauten aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert
erhalten sind, mußte schon der weniger günstigen klimatischen Verhältnisse wegen an
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch