Seite - 440 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13

440 größtentheils neu erbaut wurde, später aber durch Erdbeben sehr gelitten hatte, errichtete Kaiserin Maria Theresia das gegenwärtige kaiserliche Residenzschloß. Die Fanden dieses ausgedehnten Bauwerks mit dem daranschließenden Damenstiftsgebäude sind im nüchternen Zopfstil, die kaiserlichen Wohngemächer mit dem großen Repräsentationssaal größtentheils im Roeocostil geschmackvoll decorirt. Insbesondere ist der sogenannte Riesen- saal seiner edlen Raumverhältnisse und des schönen Deckengemäldes von Manlbertsch wegen bemerkenswerth. Endlich ist die aus Nagelfluequadern erbaute dreithorige Triumphpforte Innsbrucks mit ihrer reichen plastischen Zier in weißem Marmor ein künstlerisch und historisch werthvolles Denkmal aus den Tagen der großen Kaiserin. - Die älteren ländlichen Wohn- schindeln durch mit Steinen beschwerte Latten festgehalten werden, sind allen Bauern- häusern Nordtirols gemeinsame Charaktere der äußeren Gestaltung. Die Unterinnthaler nnd Brixenthaler Bauernhäuser haben in der Regel ein gemanertes Erdgeschoß, dessen sonst weiß getünchte Fanden in der erwähnten Art durch gemalte Architekturmotive geziert sind. Das erste Stockwerk mit dem Giebel ist jedoch als Blockbau construirt und in der Fußbodenhöhe des Obergeschoßes befindet sich an der Außenseite gewöhnlich eine Galleric an drei Seiten des Hanses. Diese wird von vorkragenden schön profilirten Balken getragen nnd ihre Brüstnng ist dnrch Brettansschnitte im Geländer oder durch gedrehte Holzballuster geziert. An den Ecken der Gallerie verbinden geschnitzte Holzsäulen diese mit den vorkragenden Sanmpfetten des Dachs, und wenn im Giebelgeschoß ein Baleon angebracht ist, stehen die mittleren Säulchen der darunter liegenden Gallerie mit diesem in Verbindung. Am Dachfirst ist bei den Bauernhäusern des Unterinnthals dnrchwegs bauten Nordtirols, welche noch er- halten sind, gehören zumeist den letzten drei Jahrhunderten an. Ihre Archi- tektur weist je nach der örtlichen Lage Verschiedenheiten auf, welche theils in der durch die Lebensweise der Be- völkerung bedingten Bauanlage, theils in dem Umstand ihre Begründung finden, ob Bauholz oder Steimnaterial in größerer oder geringerer Menge vorhanden waren. Die im Verhältniß zur Höhe des Hauses breit augelegte Giebelsrout, das flache weit vor- kragende Dach, dessen große Schaar-Aus Schloß Velthurns bei Brixen.