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Neubau, zu welchem der Zustand des alten Hauses zwang, vollzog sich unter Leitung des
Dombaumeisters Schmidt mit möglichster Einhaltung der alten Form.
Einen wichtigen Zweig mittelalterlicher Baukunst bildete der Burgenbau. Vom
oberen Laufe der Leiblach bis über die Jll hinaus und zum Arlberg hin saß schon im
XIII. Jahrhundert der überaus zahlreiche Adel des Landes auf Burgen und Schlössern
in fortlaufender Kette; auf eine Entfernung von etwa 14 Wegstnnden konnten ihrer
33 gezählt werden.
Wo die Natur die uneinnehmbarsten oder strategisch wichtigsten Punkte darbot,
gründeten die ältesten Dynasten ihre Stammsitze. Der niedere Adel, zumeist aus Mont-
fort'schen Burgvögten bestehend, begnügte sich mit den sonnigen, mäßig hohen Hügeln
und Vorsprüngen unsere Vorberge entlang. Gebrochen und zerstört in einem Grade, daß
manche kaum auffindbar, reden heute zumeist nur dürftige Mauerreste von jenen kühnen
Bauherren des Ritterthums. Als das Uugewitter des Appeuzellerkrieges durchs Land raste,
widerstand mir Hohenbregenz nnd Neuburg; Schattenburg und Neu-Moutsort wurdeu
erobert, ohne zerstört zu werdeu, alle übrigen aber sanken in Trümmer und Asche.
Unter den Burgen des niederen Adels begegnen uns vorwiegend beschränkte Bauten,
wie sie den kleinen Verhältnissen, in denen der einfache Ritter lebte, und der begrenzten
Zahl der Vertheidiger entsprachen. Bürs, Alt-Lochau, Haldenstein, Wolfurt, Ramschwag,
Schwarzenhorn bestanden nur aus einem Berchsried (daher die urkundliche Bezeichnung
„Thurm zu Oberdorf", „Thurm zu Petnen" uud audere mehr) innerhalb einer der Con-
figuration des Felsens folgenden Manerumwallung mit Wehrgang und Anbauten, die als
Wohnungen der Bnrglente und Stallungen für Saum- und Streitrosse benöthigt wurden.
Den Berchfried finden wir jederzeit au die schwächste Angriffsseite vorgeschoben; er ist
meistens von quadratem oder rechteckigem Querschnitt, kreisförmig nur in Rankweil, sechs-
seitig in Alt-Lochau; gerade Langseiten mit bogenförmigen Schmalseiten zeigt der Grundriß
des Berchfrieds von Nen-Embs. In der oberen Hälfte sind alle diese Thürme mit einer
gedeckten, ringsum laufenden vorspringenden Gallerie bewehrt; die Eingangsthüre liegt
hoch über dem Burghof, in der einen Beste mittelst Leiter, in der anderen durch eine Fall-
brücke zu ersteigen. An jener Seite, wo das Terrain eine Annäherung erleichterte, verstärkte
ein Erdwall mit Graben, bei zwei Burgen (Nen-Embs und Hohenbregenz) auch ein Teich
die Vertheidigungsfähigkeit.
Im Gegensatz zu diesen kleinen Ritterburgen überdecken die Sitze der dynastischen
Geschlechter ein umfangreiches Terrain; auch sie sind nur Besestigungs- und Bedürfniß-
bauten, die keine besondere Bauformen zeigen. Leider sind gerade die größten — Alt-
Embs und Neuburg — an welchen am besten zu erkennen gewesen wäre, was jedes
Jahrhundert, seinen Bedürfnissen entsprechend, hinzugefügt hatte, ganz in Rninen, ihre
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch