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constatirten Werken Pachers, die der späteren Zeit seines künstlerischen Schaffens
angehören, abweichen.
Wenn auch Pacher unstreitig als das bedeutendste, einflußreichste und fruchtbarste
Malertalent in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts bezeichnet werden muß, so gab
es gleichzeitig doch noch eine große Menge anderer tüchtiger Meister im Lande, wie schon
die große Zahl der vorhandenen, weit über die Mittelmäßigkeit sich erhebenden Gemälde
beweist. Der 1439 bis 1490 regierende, durch seinen Kunstsinn bekannte Landesherr
Erzherzog Sigmund hatte mehrere Maler dauernd angestellt. Seine Hofmaler waren
Ludwig Coureuter, Martin Entzelsperger, Jost Weniuger und Moritz Straßkirchner.
Ferner arbeiteten für ihn Maler Nikolaus Pfaudler, Maler Melchior und die Maler
Mang und Lienhart. Die von dem Erzherzog erbauten zahlreichen Burgen, zu deren
Ausschmückung die genannten Meister Aufträge erhielten, liegen alle in Trümmern, nur
das von ihm in Meran erbaute Fürstenhaus hat sich noch sammt seinem bildnerischen
Schmuck erhalten. Die mit der gleichen Technik wie in den nordseitigen Ränmeu von
Runkelstein hergestellten, aber künstlerisch viel bedeutsameren Wandmalereien, sowohl
Figuren als Ornamente, geben uns eine ebenso hohe Meinung von dem Kunstsinn des
Bestellers als von der Meisterschaft des von ihm zur Ausführung berufenen, uns leider
unbekannten Malers.
Von den Bildschnitzern dieser Zeit, welche nach den noch vorhandenen Arbeiten zu
schließen, äußerst zahlreich gewesen sein müssen nud nicht blos in Holz, sondern auch in
Elfenbein arbeiteten, ist uns kein einziger namentlich bekannt. Von ihren bedeutenden
Leistungen zeugen die vielen gothischen Altäre, Bildnisse von Heiligen und Figurengruppen
dieser Zeit, wie beispielsweise die durch kräftige Charakteristik sich auszeichnenden, jetzt in
Friesach befindlichen Figuren einer Kreuzigungsgruppe, Maria und Johannes, ferner
auch verschiedene Chorstühle und Wappentafeln. Von den noch erhaltenen gothischen Chor-
stühlen ist namentlich jener der Schloßkapelle von Annaberg in Vinstgau, jetzt im Museum
zu Innsbruck, erwähuenswerth. Er gehört zum Besten, was dieser Art im spätgothischen
Stil uns erhalten blieb. Die drei Abtheilungen, welche durch schlanke Säulen mit schiefen
Canellnren und angeschlossener durchbrochener Füllung gebildet werden, sind von einem
gemeinsamen Baldachin überdacht, der seinerseits überaus reich und zierlich bekrönt wird.
Die ornamentalen Details dieser Krönung sind von großer Schönheit und nach vollkommen
freier Zeichnung geschnitten. Zahlreiche kleine Wappenschilde markiren belebend die Enden
des Stabwerkes. Von den geschnitzten Wappentafeln sind die bedeutsamsten die im alten
Fürstenhaus zu Meran aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts stammenden,
unter welchen sich auch das einzige vollständig dargestellte Wappen von Tirol befindet.
Diese mit ganz eigener Virtuosität geschnitzten und bemalten Wappentafeln gehören nach
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch