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auch zahlreiche Zeichnungen, besonders Landschaften erhalten, von letzteren namentlich im
Nationalmuseum in Budapest. Dem Meister Wolfgang Hneber war seine Heimat schon
frühzeitig zu enge geworden. Im Jahre 1515, in welchem die St. Anna-Bruderschaft in
Feldkirch ihm mittelst eines schriftlichen Vertrags die Verfertigung des Altares mit dem
erwähnten Bilde übertrug, befand er sich bereits in Pafsan, wo er seine künstlerische
Prodnctioität am längsten entfaltet und von wo aus er durch seine gesuchten Werke auch
seinen Einfluß in weiteren Kreisen zur Geltung gebracht hat.
Standen unsere Künstler deutscher Nationalität bisher fast ausschließlich auf dem
Boden deutschen Kunstlebens, so wurden sie in der Ferdinandeischen Zeit (1523 bis 1562)
immer mehr und mehr aus Italien beeinflußt, bis sie endlich selbst in ihrer Existenz von
den Italienern bedroht wurden.
Kaiser Ferdinand, ein warmer Freund der Knust und alle ihre Zweige kenntnißreich
überblickend, fand infolge des so viele Kunstwerke zerstörenden Bauernkrieges, der späteren
Türkenkriege und anderer kriegerischer Unternehmungen leider nur beschränkte finanzielle
Mittel nnd Zeit, seinen Kunstsinn in ausgedehnterer Weise zu bethätigen. Er gehörte nach
seiner Anschauung in Sachen der Kunst bereits ganz der neuen Zeit an. Wenn er auch
anfangs die von Kaiser Maximilian überkommenen zahlreichen Meister, darunter mehrere
Maler und die Gießer Gregor Löffler und Stephan Godl, neuerlich und unbedingt in seine
Dienste nahm, verlangte er doch bereits 1523 von dem Bildhauer des letzteren das
eingehendste Studium der Natur und später von dem Bildhauer Abel das Studium der
Antike an Ort und Stelle. Die Bildhauer, bisher gewohnt, das von den Malern Gegebene
in die Plastik zu übertragen, fanden sich leicht in der neuen Stilweise zurecht. Als nach
dein Tode Stephan Godls Kaiser Ferdinand 1548 den ganz im Geiste der Neuzeit
arbeitenden Maler Christoph Amberger von Augsburg mit den Entwürfen zu den noch
fehlenden großen Erzbildern zum Grabmal Maximilians betraut hatte, fiel es dem
Juusbrucker Bildschnitzer und Modelleur Veit Arnberger offenbar nicht schwer, nach der
im kleinen Maßstabe uud skizzenhaft gegebenen Zeichnung Ambergers die durch lebendige
Auffassung der dargestellten Persönlichkeit sich auszeichnende Statue (König Chlodwig)
zu geluugeuer plastischer Darstellung zu bringen, daher ihm auch nebst dem Gießer Gregor
Löffler ein Hauptverdienst an dieser Arbeit zuerkannt werden muß. Gregor Löffler war
übrigens nicht blos ein kunstgewandter Gießer, sondern auch ein im Kunstfach vielseitig
gebildeter und erfahrener Mann und übte als künstlerischer Beirath des Hofes großen
Einfluß.
Ungleich schwerer als die Bildschnitzer trennten sich die Maler vom alten Geiste,
wie von der alten Technik ihrer Malerei. Sie kannten die Renaissance, aber diese kam bei
ihnen doch hauptsächlich nur decorativ zur Geltung, im Fignralen blieben sie der älteren
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch