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Maximilians, Maisfelder und Gärtner illnstrirten die zwei Bücher „Österreichisches
Ehrenwerk" und das Buch „Österreichisches Herkommen", erhielten also ähnliche Aufträge
wie der berühmte Georg Hufnagel, welcher für den Erzherzog in achtjähriger Arbeit ein
Missale mit werthvollen Miniaturen schmückte.
Während Erzherzog Ferdinand im ersten Decenninm seiner Regierung allein an
fünfzig urkundlich bekannte Maler, Deutsche, Italiener, Niederländer, Spanier und
Schweizer beschäftigte, finden wir unter ihm die Plastik fast nur durch Alexander Colin
und seine niederländischen Gesellen vertreten. Die von Ferdinand zur Vollendung des
Grabmals Kaiser Maximilians wieder in Thätigkeit gesetzte Erzgießerei in Mühlau ver-
sprach durch Hans Lendenstreich, welcher von Innsbruck oder Schwaz nach München
gekommen war und sich dort etablirt hatte, zu neuer Blüte zu gelangen. Der tüchtige
Meister, welcher die von Colin modellirten vier Virtntes am genannten Grabmale meister-
haft gegossen hatte, mußte jedoch wie der Trienter Erzgießer Anton Catani dem Italiener
de Duca weichen, welcher aber nach dem Gusse des Bildnisses Kaiser Maximilians wieder
nach Rom zurückkehrte und den Kunstjünger, den ihm der Erzherzog zur Ausbildung in
der Kunsterzgießerei mitgegeben hatte, wie es scheint, für seine eigene Werkstätte zurück-
behielt. Hans Christoph Löffler aber, welcher namentlich durch den Guß der Bronze-
ornamente zum Grabmal Kaiser Maximilians seine Meisterschaft als Gießer bekundete,
widmete sich in der Folge ausschließlich der einträglicheren Arbeit des Geschützgießens.
Der Tod des Erzherzogs Ferdinand beeinträchtigte für längere Zeit das Kunst-
leben in Innsbruck und den fruchtbaren Einfluß auf die übrigen Landestheile. Nicht blos
die fremden Maler, auch einheimische verließen das Land, darunter auch der Maler
Sigmund Walhueter, dem Hans Bnrgmair seinen Sohn zur Ausbildung überlassen hatte,
die Kunsterzgießerei in Mühlan ging vollständig ein und die durch Seusenhoser zu
so hoher Blüte gebrachte Hosplattnerei hatte in dem für Erzherzog Maximilian durch
den Hofplattuer Jakob Topf von Innsbruck geschlagenen Harnisch das letzte Kunststück
abgeliefert. Die Glashütte in Hall konnte ohne Unterstützung des Hofes nur durch
Erzeugung kunstloser Glaswaaren ihr Dasein fristen. Auch der Borarlberger Glasmaler
Thomas Neidhart in Feldkirch, welcher die von den Zeitgenossen gerühmten Votivbilder
für die Chorfenster der Hofkirche in Innsbruck, die wie das Grabmal Maximilians selbst
erst durch Erzherzog Ferdinand ihre Vollendung fand, verfertigt hatte, verschwindet von
da an gänzlich. Nur Alexander Colin, dem das Land so viele Kunstwerke verdankt, blieb
seiner neuen Heimat treu.
In Tirol hat sich eine ansehnliche Zahl seiner Werke erhalten. In der Hofkirche zu
Innsbruck finden wir von ihm außer den berühmten Reliefs am Grabmale Maximilians
die Grabmäler Erzherzog Ferdinands und seiner Gemalin Philippine Welser, der Frau
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch