Seite - 485 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13

485 zeichneten sich durch äußerst wirksame Vertheilung von Licht und Schatten wie durch geistreiche Compofi- tion und edle Empfindung aus. Sein europäischer Rus ließ keinen Freund der Kunst von Rom scheiden, ohne Unterbergers Atelier besucht zu haben. Seine mit 45.000 Gulden bezahlten Copieu der Rasael'scheu Loggien kamen an den Hof von Petersburg. Von den wenigen nach Tirol ge- kommenen Werken Unter- bergers ist das für den Dom in Brixen gemalte Altar- blatt, die heilige Agnes, von welchem das Museum in Innsbruck die Originalskizze bewahrt, das bedeutendste. Die Klarheit der Com- position läßt ohne jeden Commentar die dargestellte Heilige und den vom Künstler ins Auge gefaßten Moment ihres Lebens er- kennen. In reiches weißes Gewand gehüllt, erwartet knieend und den ausdrucks- vollen Blick nach oben ge- wendet die heilige Agnes den Todesstreich. Umsonst bemüht sich ein heidnischer Priester, sie angesichts des Todes zu bewegen, ihrem Glauben zu entsagen und den Göttern zu opfern. Nur die rohe Gewalt, die gegenüber steht, scheint die zarte Heilige nach der Bewegung ihrer Hände zu empfinden, während ihre Seele im Glück des Marlin Knoller: Die Enthauptung des heiligen Johannes.