Seite - 488 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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Darstellungen. Seine Wand- und Deckengemälde kennzeichnet die auf sorgfältige Vorstudien
basirende edle Einfachheit in der Composition uud fröhliche harmonische Färbung. Leider
ging gerade sein vorzüglichstes Deckengemälde, nämlich jenes der Pfarrkirche zu Bruneck,
deren Ausschmückung er einem Rufe nach England vorzog, durch einen Brand zu Grunde.
Eine sonst bei ihm öfters vermißte Kraft zeichnete diese mit feurigem Colorit an die
Decke der Kirche gemalte Himmelfahrt Maria aus. Sein Nachlaß, welcher eine Umnasse
von Actzeichnungen, Skizzen und Entwürfen enthält, zeigt uns, mit welch eingehenden
Vorstudien die Meister dieser Zeit an die Ausführung ihrer Werke gegangen sind.
Hatten Knoller und Schöpf nur in den seltensten Fällen zum Malen eines Porträts
sich verstanden, so wandte sich ihr Zeitgenosse Giovanni Lampi (ursprünglich Lamp) aus
dem Nonsberge (geboren 1751) ganz diesem Fache zu, das ihm ebensoviel Ehre als
Gewinn brachte, da darin kein anderer Meister den ersten Rang ihm streitig zu machen ver-
mochte. Lampi's Porträte zeichnen sich durch großeNatnrwahrheit, glückliche Auffassung der
Individualität und elegante Malweise aus. In Wien, wo er Kaiser Josef porträtirte, und
in Petersburg, wo die Kaiserin Katharina ihr Bildniß von ihm malen ließ, hatte er sich
gleicher Berühmtheit zu erfreuen. An beiden Orten ebenso hoch geehrt als bezahlt, wurde
der gefeierte Porträtmaler und Akademieprofessor überdies von Kaiser Franz in den
Ritterstand erhoben und 1799 Ehrenbürger von Wien.
Während Lampi seine Kunst in die höchsten Wiener und Petersburger Kreise trug,
inalte die ebenfalls dem Porträtfach sich widmende Angelika Kaufmann (geboren 1741)
die Königin und die königlichen Prinzen von England, den König von Danemark und viele
andere hohe Persönlichkeiten, welche wenigstens sich selbst durch die Kunst verewigt wissen
wollten. Sie verstand es besonders, gewisse Feinheiten der Züge und des Ausdrucks
herauszufinden und mit wirksamer Farbe wiederzugeben. Die strebsame Künstlerin hatte
sich zwar höhere Ziele gestellt als den Realismus der Porträtmalerei, die ihr frühzeitige
Existenzmittel und den Titel eines Professors der Malerakademie in London eintrug,
allein auf dem Gebiete der Historienmalerei, deren Vorstudien der knnstbegabten Dame
zu viele Schwierigkeiten bereiteten, fehlte ihr vielfach bei allem Geschick in der Com-
position die Eorrectheit der Zeichnung, und nur ihre anmuthigen Frauengestalten machen
darin eine Ausnahme. Ihr Höchstes erreichte die von ihrer Zeit mit Bewunderung über-
schüttete Künstlerin in idealisirten Porträts, von welchen das in der Dresdener Gallerie
befindliche Bild einer Vestalin, für welches sie ihre eigene Individualität verwerthete, eine
ihrer besten Arbeiten ist. Angelika Kaufmann erhielt ihre Ausbildung, wie alle unsere
neueren Meister, in Italien. Ihre Heimat ist Schwarzenberg in Vorarlberg.
Neben der Historien- und Bildnißmalerei vieler hervorragender Künstler war im
vorigen Jahrhundert bereits die Landschaftsmalerei durch drei Meister vertreten, welche
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch