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das sonst völlig verödete Gebiet dieses Kunstzweiges zu cultiviren sich bemühten. Des
einen, Johann Georg Grasmayr, wurde bereits gedacht, die beideu auderen sind die vou
ihrer Zeit hochgehaltenen Brüder Anton und Josef Feistenberger von Kitzbichl. In den
Gallerien von Dresden und Weimar und im Museum in Innsbruck finden sich Feisten-
bergersche Landschaften, welche ein offenes Auge für die Großartigkeit der Natur verratheu
und mit künstlerischem Geschick eomponirt sind, während sie andererseits noch ein vergeb-
liches Streben zeigen, dem Licht und der Luft durch die Farbe beizukommen und beide
Elemente harmonisch gestimmt über das landschaftliche Bild auszugießen.
Während Grasmayr und Feistenberger ihre Landschaften gemalt haben, verewigte der
in Paris bei dem Kupferstecher Wille und in Rom gebildete Franz Edmund Weirot ter
von Innsbruck seine, besonders in Italien gezeichneten Landschaften durch seine geätzten
Kupferplatten. Weirotter war 1766 von Paris als Lehrer für Zeichnen und Radiren von
Landschaften an die Akademie in Wien berufen worden, wo er eine erstaunliche Wirksamkeit
entfaltete, derselben aber bereits nach fünf Jahren durch den Tod entzogen wurde. Seine
geätzten Landschaften, in England, Holland und Deutschland so begierig gekauft, erschienen
zu Paris in einem stattlichen Foliobande vereint. Sie bilden eine Fundgrube der reichsten
landschaftlichen Motive. Schlichtheit der Auffassung und ein leichter geistreicher Vortrag
wird deu Werken dieses Meisters, der ganz durch sich selbst geworden, was er war, nach-
gerühmt.
Nicht geringeren Ruhm als Weirotter erwarb sich seinerzeit in der graphischen Kunst
Johann Pichler vou Bozen, welcher unter dem Kupferstecher Jakobe in Wien sich bildete
und nach dessen Tode seine Lehrkanzel versah. Von Pichler besitzen wir nicht weniger
als 64 geschabte Blätter, die vielfach zum Besten gehören, was zur Zeit in dieser Art
geschaffen worden ist.
Den vielen vorzüglichen Tiroler Malern des vorigen Jahrhunderts, zu welchen noch
der durch seine elegant gemalten Conversationsstücke auch im Ausland zu Ehreu gekommene
Joh. V. Platzer aus Vinstgan zu zählen wäre, reiht sich würdig eine Anzahl tüchtiger
Bildhauer an. Auch von ihnen haben einzelne großen Einfluß auf die Kunstentwicklung
der Reichshauptstadt genommen, so namentlich die Professoren der kaiserlichen Akademie
Jakob Schletterer von Wenns und Balthasar Moll vou Innsbruck. Schletterer war
bei der Ausführung der figureureicheu Reliefs an den beiden Denksäulen vor der Karls-
kirche in Wien thätig, jener unvergleichlichen Arbeit, wie sie Winkelmann nennt; Balthasar
Mol l ist der Urheber des prächtigen Grabmals der Kaiserin Maria Theresia in der
Gruft der Kapuziner und des plastischen Schmucks der sogenannten Triumphpsorte in
Innsbruck. Allen aber geht voran der geniale Schöpfer des edel und stilvoll gedachten
Reiterstandbildes Kaiser Josefs II. in Wien, Franz Zauner von Kanns, der vielverdiente
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch