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welchem dieses Werk vollständig in Erzguß ausgeführt werden sollte, führte zur Gründung
einer Kunstgießerei zu Mühlau, woselbst tüchtige Meister, wie die Stückgießer Peter
Löffler, Stefan Godl und Gregor Löffler im Verein mit dem Maler und Bildhauer Gilg
Sesselschreiber thätig waren. Von Peter Löffler sind noch einige reichgezierte Glocken im
Lande erhalten, wie beispielsweise die mit schönen Wappenschildchen ausgestattete große
Glocke im Thurm der Schwazer Pfarrkirche. Die Söhne des Erzgießers Gregor Löffler,
Hans Christof und Elias, verfertigten im Auftrag Erzherzogs Ferdinand verschiedene
Kunstgüsse, insbesondere Epitaphien, sowie mich Glocken und Mörser. Noch in Leopold V.
und seiner Gemalin Erzherzogin Claudia hatte die Mühlauer Erzgießerei mächtige Förderer
gefunden. Zur Verwerthung des in den Schwazer Bergwerken gewonnenen Silbers hatte
schon Erzherzog Sigmund Münzstätten in Mühlan nnd Hall errichtet, welche in der
Prägetechnik jener Zeit eine rühmenswerthe Rolle spielten.
Über die einst reichliche Pflege der Goldschmiedeknust in Tirol berichten einzelne
Urkunden, doch sind die Meister der im Lande noch erhaltenen geringen Überreste jener
zahlreichen Erzeugnisse größteutheils unbekannt. Von Herzog Friedrich IV. wissen wir, daß
er 1425 bis 1427 durch Meister Hans Gasser Silbergeschirr anfertigen ließ, sowie anch
sein Nachfolger Erzherzog Sigmund bei Hans Singelsberg und den Meistern Bernhard
und Jakob Monstranzen für die Kirche in Seefeld und silberne Tafelgeschirre bestellte.
Um 1484 waren die Goldschmiede Jörg Enderl in Innsbruck uud Niklas Rost in
Schwaz als Siegelschneider thätig und Meister Lehmann in Trient fertigte dort einen
Silberschrein für die Reliquien des heiligen Simon. Außerdem ist erwiese», daß die
Goldschmiede Innsbrucks zu jeuer Zeit auch Haruifche vergoldeten, Erzgüsse eiselirteu
uud die Emailtechnik pflegten. Trotz des lebhaften Verkehrs, welchen die Landesfürsten
späterhin mit Augsburger und Nürnberger Meistern unterhielten, vergaßen sie nicht, die
einheimischen Goldschmiede mit Aufträgen zu verscheu. Benedict Burkart in Innsbruck
verfertigte für Kaiser Max I. vergoldete Botenbüchsen aus Silber, mit Adler uud Wappen
von Österreich und Tirol, und Ferdinand II. beschäftigte an seinem Hofe die Goldschmiede
Anton Ort und Hans Wezl.
Unter den im Lande erhalten gebliebenen Goldschmiede-Arbeiten aus älterer Zeit
nimmt der berühmte Speisekelch sammt Pateue und einfacher Fistnla in der Abtei zu
Witten den ersten Rang ein; es ist dies ein Werk, welches der romanischen Stilperiode
angehört. Das weitbanchige Gefäß mit zwei zierlich durchbrochenen Henkeln ist sammt dem
Kelchfuß vollständig mit gravirteu figurlichen Darstellungen, welche von Niello-Bändern
umschlungen sind, bedeckt. Die muthmaßlich dazu gehörige Pateue enthält im Mitteltheil in
Hochrelief getriebene und am Rand gravirte Figuren mit Inschriften. Bemerkenswerthe
Goldschmiede-Arbeiten gothischen Stils sind noch die große Monstranz der Pfarrkirche zu
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch