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mit Seidenstickerei oder Bildweberei geziert. Auch die Reliefstickerei in Gold- und Silber-
fäden, welche die sogenannten „Böden" der zur alten städtischen Frauentracht gehörigen
Gold- und Silberhauben schmückte, war hausindustrielles Erzeuguiß aus der Gegend des
Bregenzerwaldes. Dort wurde ferner noch die Weißstickerei, welche in neuerer Zeit der
Maschinenstickerei fast vollständig erlegen ist, knnstmäßig betrieben.
Das Spitzenklöppeln ist in Tirol ehedem eine nationale Hausindustrie gewesen.
Hente besteht dieselbe vornehmlich noch im Ahrnthal und in den durch die k. k. Fachschulen
für Spitzenklöppelei in dieser Richtung unterstützten Orten Südtirols, wie Provais, Male,
Luserua und Borgo. Während im Ahrnthal unr gröbere Spitzen erzeugt werden, zeichnen
sich die Spitzen von Male, Provais und Luserua als feinere Luxusartikel aus.
Eine Specialität der alten tirolischen Textilerzeugnisse ist die Verzierung der zur
Landestracht der Männer gehörigen breiten Ledergürtel nnd der Krämpen an den Frauen-
hüten mit Stickereien, welche mittels Spulen von Psauensederu hergestellt werden. Diese
oft kunstvoll in schönen Ornamenten ausgeführten Federstickereien werden von altersher
in verschiedenen Orten des Landes hergestellt, doch sind die besten darunter aus Sarnthein
im Sarnthal.
In den Stadtarchiven des Landes sowie in den Bibliotheken uameutlich der Stiste
Witten, Stams, Neustift und anderen finden sich noch viele Bucheinbände der Renaissance,
bei welchen die Stempelpressung zur Herstellung mannigfacher Ziermotive in Leder vor-
herrschend ist. Die Technik des Lederschnitts oder der Lederciseliruug findet sich hingegen
häufiger an den mit Leder überzogenen Gehäusen älterer Kirchengeräthe, wie Monstranzen,
Kelche und dergleichen. Die Sammlung im kaiserlichen Schloß Ambras enthält auch
einige werthvolle Arbeiten in orientalischer Ledermosaik.
Zur Herstellung von Decorationen für ihre Hoffeste und zur Ausschmückung ihrer
Residenzen bedienten sich die kunstsinnigen Landessürsten Tirols auch eigentlicher Deco-
rat ions- und Wappenmaler . Von diesen war im Dienste des Kaisers Maximilian I.
der Tiroler Georg Kölderer als eine vielseitig verwendbare Kraft thätig, und eine größere
Anzahl Künstler und Kunsthandwerker am Hofe Erzherzogs Ferdinand II., darunter Denis
van Hallart, Konrad Leitgeb, Roman Fleschaner und andere, desgleichen als Miniaturen,
welche kalligraphische Arbeiten lieferten, Georg Hnfnagl und Hans Weißhammer.
Die Glasmalere i für Kirchen- und Profanbauten hatte sich in der zweiten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts in Tirol und Vorarlberg einer besonderen Pflege zu erfreuen. In
Innsbruck waren als Glasmaler Paul Dax und Urban Delchinger thätig und in Feldkirch
Thomas Neidhart, der um 1582 für drei Chorfenster der Jnnsbrucker Hofkirche Glas-
gemälde vollendete, welche St. Johannes den Täufer fainint den Bildnissen Karls V. uud
Ferdinands I. mit deren Gemalinneu, ferner das heilige Kreuz und uusere liebe Frau
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch