Seite - 514 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
Bild der Seite - 514 -
Text der Seite - 514 -
514
Stande gedeihenden Feigen- und Granatapfelbaumes angefangen bis zu der kurzfristigen,
förmlich arktisch zu nennenden Sommerweide-Wirthschaft auf den Hochalmen in der Nähe
der Gletscher alle Zweige der mitteleuropäischen Pflanzen- und Thierproductiou vertreten
erscheinen.
Um eine übersichtliche Darstellung der hier in Betracht kommenden Zustände geben
zu können, knüpfen wir an die interessante Thatsache an, daß das tirolisch-vorarlbergische
Ländergebiet gegen drei Meeresbecken abdacht. Im Zusammenhang damit läßt sich ein
dreifach verschiedenes Verhalten in geographischer, respective in territorialer und klima-
tischer Hinsicht wahrnehmen, welches seinen Einfluß auch auf die Vegetationserscheinungen
und durch diese auf die landwirtschaftliche Produktion geltend macht. Demgemäß ergeben
sich drei natürliche und wirthschaftliche Zonen, und zwar das nördliche und östliche
Tirol, welches seine Gewässer durch Inn, Lech, Loisach-Jsar und Drau in das schwarze
Meer ergießt, ferner Südtirol, dessen Abflüsse in die Adria erfolgen, endlich Vorarlberg,
welches bei Zusammenfassung beider Alpenlande als die westliche Section erscheint und,
einige kleine Parzellen ausgenommen, durch deu Rhein dem Sammelbereich der Nordsee
angehört.
Was nun Nord- und Osttirol anbelangt, so umfaßt dasselbe außer dem Lech-
uud Thannheimerthal, dann der Mulde von Leermoos, insbesondere das Strombereich
des Inn mit seinen Nebenverzweigungen. Diese Thalgruppen liegen sämmtlich nordseits
des Hochkammes der gewaltigen Centralkette, welche die Scheidemauer zwischen dem nörd-
lichen und südlichen Landestheile bildet, während der Abschnitt des gleichfalls dem
schwarzen Meere tributäreu Drauthals zwischen den Südostabhängen der hohen Tauern
und dem Nordabfall der Dolomiten eingebettet ist.
Das Territorium der angeführten Thal- und Flußgebiete formirt einen 1.277
Quadratkilometer umfassenden Complex breit und massig entwickelter sowie hoch-
aufragender Gebirgszüge, welche namentlich in den Centralalpen ein ganzes Netz von
Haupt-, Neben- und Seitenthalästen in sich schließen, das innerhalb seiner beständig
bewohnten Region den hauptsächlichen Schauplatz der wirthschaftlichen Thätigkeit der
Bewohner des Landes birgt.
Die verhältnißmäßig beträchtliche Hochlage, welche die Sohlenflächen selbst in den
tieferen Einschnitten der Hauptthäler (über 450 Meter Seehöhe) besitzen, ferner die
vorzugsweise gegen Norden und Nordosten gerichtete allgemeine Neigung des Terrains
und das rasche Aufsteigen desselben zu eigentlichem Hochgebirge, dessen oberste Thal-
hintergründe vielenorts in einen ewigen Eis- und Schneepanzer gehüllt sind, bringen es mit
sich, daß die für die Wohnlichkeit und Wirthlichkeit der einzelnen Thal- und Gebirgsstusen
maßgebenden Vegetationsgrenzen in Nord- und Osttirol stärker herabgedrückt erscheinen,
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch