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Ausdehnung der wichtigsten landwirthschaftlichen Bodenbenützungsformen, nämlich der
Äcker und Wiesen erklärlich.
Das Ackerland beträgt nur 61.270 Hektar oder 6^/4 Procent der prodnetiven Area,
und auf die ganze Gebietsfläche berechnet, redncirt sich dasselbe sogar auf 4'8 Procent.
Aber auch das mähbare Grasland — die Wiesen, deren Vorkommen und Bewirth-
schaftung naturgemäß die Grenzen der Cerealiencnltnr beträchtlich zu überschreiten und
theilweise sogar die Hochgebirgslagen zu erreichen vermag — besitzt keine sonderlich große
Ausbreitung, indem sich dasselbe auf nicht mehr als 127.365 Hektar — 13 Procent der
landwirthschaftlich productiven nnd anf 10 Procent der gestimmten Oberfläche erstreckt.
Außerdem machen die Thalhut- uud sogenannten Heimweiden 42.809 Hektar, das ist
etwas über 7 Procent des landwirthschaftlich benützten Terrains aus.
Aus dem Angeführten ergibt sich, daß die Natur Nord- und Osttirol hauptsächlich
als Wald- und Grasland geschaffen hat, Holzprodnction und Viehzucht daher wirth-
schaftlich im Vordergrund stehen und der Feldban denselben, znmal der Viehzucht, ganz
und gar untergeordnet ist. In der That dient der Ackerboden hier weniger zur Erzeugung
menschlicher Nahrung als wie thierischer Streu- und Futterstoffe, indem in den meisten
Bezirken der Gebietssection der Eggartenbetrieb oder Feldgraswechsel herrscht. Ständige
Äcker, welche keinem solchen Wechsel unterliegen, sondern im „rastlosen Anbau" behandelt
werden, kommen vorzugsweise im mittleren und oberen Innthal, namentlich an jenen
Orten vor, wo überwiegend Maisund „Kleinkorn" (Weizen und Roggen) oder Kartoffeln
und Sommergetreide gewonnen werden.
Die Eggartenwirthschaft wird nicht allein durch die starke natürliche Graswüchsigkeit
auch des Ackerlandes sehr begünstigt, welche wieder eine Folge des mehr feuchten Klimas
der uord- und osttirolischen Thalbezirke ist, sondern die turnusmäßige Heranziehung des
Feldbodens zur Futterproduction ist zugleich eine wirthschaftliche Nothwendigkeit.
Der zur Nutzbarmachung der Sommerweide auf den Thalhutungen, namentlich aber
auf den Riesenflächen der Alpen und in den Hochgebirgssorsten erforderliche zahlreiche
Viehstand bedarf während der langen winterlichen Haltungsperiode in den Heimstallungen
eine sehr große Rauhfuttermenge, für deren Befriedigung das auf den ständigen Wiesen
gewonnene Heu uicht ausreichen würde.
Daß unter so bewandten Umständen das an und für sich unbedeutende Ackerareale
für die immerhin ziemlich dichte Bevölkerung den Bedarf an Getreide und sonstigen
Nahrnngs- sowie Nutzpflanzen nicht zu decken vermag, und daß deshalb eine beträchtliche
Einfuhr an Cerealien, Mehl und anderen Lebensmitteln stattfindet, braucht nicht näher
erörtert zu werden. Von Productions-Überfchüsseu der Ackercultur ist jedoch des Flachses
zu gedenken, der in einigen nordtirolischen Mittelgebirgs- und Nebenthalgemeinden in
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch