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bewachsenen Alpgelände, welche dem Rinde nicht mehr zugänglich sind oder deren
magerer Graswuchs es nicht verlohnen würde, Hornvieh aufzutreiben (Schafalmen).
Von kleiner, leichter und äußerst abgehärteter Race mit weißem oder schwarzem Vließ
— sogenannte Steinschafe — erklimmen sie die äußersten Hochgebirgsrücken, Grate und
Abhänge und suchen sich ihre Nahrung bis an die oberste Vegetationsgrenze zusammen,
wobei sie sehr gut gedeihen und ein überaus zartes, saftiges und wohlschmeckendes Fleisch
liefern. Der jährliche Wollertrag eines Schafes kann durchschnittlich auf iVs bis 2 Kilo-
gramm veranschlagt werden; derselbe wird durch zweimalige Schur gewonnen und
größtentheils zu Gespinnsten und Geweben (Loden) für den eigenen Hausbedarf verwendet.
Ziegen werden zwar überall, jedoch nur in einer aus forstlichen Rücksichten
beschränkten Zahl vorzugsweise von kleineren Grundbesitzern und armen Leuten des
Milcherträgnisses wegen gehalten. Die Schweinezucht endlich ist blos im Jnngebiete von
einiger Bedeutung, wo sie in den Gegenden mit intensiverem Sennereibetriebe in den
Molkereirückständen eine belangreiche Unterstützung findet.
Wie erwähnt, bildet das Vorhandensein jener großen, über 300 Quadratkilometer
umfassenden Weideterritorien, welche zwischen und über der oberen Grenze des hoch-
stämmigen Holzwuchses die freien Kammhöhen und Gipfel der Gebirge bis zur Region
des ewigen Schnees und Eises einnehmen, einen ebenso integrirenden als charakteristischen
Bestandtheil der Landwirthschaft und Viehzucht der Gebietszone. Indem unter Alpen
(richtiger „Almen") die von der ständig besiedelten Region so weit entlegenen Weidestriche
des höheren Gebirges verstanden werden, daß das dieselben begehende Vieh nicht täglich
in die Heimstallungen zurückgebracht werden kann, ist es eine selbstverständliche Folge, daß
der temporäre Aufenthalt auf denselben sich lediglich auf die im Hochgebirge sehr verkürzte
schuee- und frostfreie Jahreszeit des Sommers beschränkt und je nach der örtlichen und
Höhenlage der einzelnen Hochweidediftricte nur eine Dauer von zwei bis vier Monaten
besitzt. Die übrige Zeit von 8 bis 10 Monaten des Jahres bleibt der gesammte Viehstand
in der subalpinen Zone, das heißt, er wird bei Hause oder „daheim" gehalten, wo für
seine Ernährung größtentheils im Wege der Stallfütterung zu sorgen ist.
Die nach dem Erwachen der Vegetation im Frühjahr und ebenso kurz vor Eintritt
der winterlichen Kälte und Schneebedeckung des Bodens im Herbst durch ein paar Wochen
mögliche und auch gemeinübliche Ernährung der grasfressenden häuslichen Nutzthiere auf
den Hutweiden, sowie iu den Heimwäldern der Thal- und Mittelgebirgsregion reicht
nämlich in der Regel nicht zur vollen Sättigung der Thiere hin, so daß gewöhnlich neben
derselben auch während der Zeit der Frühlingsvor- und Herbstnachweide Stallfutter
gereicht werden muß. Ebenso kommt auch während der sommerlichen Alpweidezeit für
den bei den dauernden Wohnstätten zur Befriedigung der verschiedenen häuslichen und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch