Seite - 533 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13
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mit Reben und Maulbeerbäumen bepflanzten Grundstücke nebst den unentbehrlichsten,
zumeist sehr beschränkten Wohn- und Wirthschaftslocalen den Theilpächtern zur Verfügung,
so daß diese nicht allein die ganze Arbeit zu verrichten, sondern auch das gesummte lebende
und todte Inventar beizustellen haben, welch letzteres bei der allgemeinen Armuth und
Unwissenheit dieser Menschenclasse meistens ebenso spärlich als armselig und unpraktisch
zu sein Pflegt, so daß weder die Betriebs-Hilfsmittel noch die Betriebsarten und Erfolge
des Colonensystems sich von jenen der besitzeigenen Kleinwirthschaften unterscheiden.
Es fehlt deßhalb in den von der Natur sonst so sehr begünstigten Thalgebiets-
bezirken Wälschtirols vor Allem der beispielgebende und befruchtende Einfluß rationell
bewirthschafteter Großgüter, welcher
wohl am wirksamsten den landwirth-
schaftlichen Fortschritt anzubahnen und
rege zu erhalten vermag und der sich
auch im Bereiche des deutschen An-
theils der Weinbauzone von Südtirol
segensreich geltend gemacht hat.
Mit dem Übergang aus der
Region der gemischten Cultur in jene
des Getreide- und Wiesenlandes ohne
Zwischen- und Nebencultur bessern sich
dievorangedeuteteu äußerst ungesunden
Verhältnisse der Vertheilung und Be-
wirthschaftung desproductiveuBodens.
Die Übervölkerung nimmt ab und die
einzelnen Besitzstände erlangen ein
größeres Ausmaß. Auch eine günstigere
Vertheilung und Zusammensetzung der
Culturarten greift Platz, wenngleich namentlich in Wälfchtirol die Besitzeinheiten noch
immer ungewöhnlich klein sind, nämlich selten 2Vs bis 3 Hektar Acker und Wiese über-
schreiten, so daß von eigentlichen Bauernanwesen auch in diesem zweiten Terrain-Horizont
kaum die Rede sein kann. Anders in Deutschtirol. Hier sitzt — wenigstens in den aus-
gebreiteten Gebieten des Mittelgebirges und auf den höheren Stufen der rasch ansteigenden
Thäler, welche sich an die Rebenzone anschließen, in Höhenlagen bis zu 1.300 und
1.500 Meter — „richtige" Bauernschaft auf eigener Scholle. In der Bewirthschastuugs-
weise kommt der Fntterprodnction und durch diese der Viehzucht und ihren Nutzungen
eine größere Bedeutung zu, welche wächst, je mehr man im Gebirge emporsteigt oder in
Etschthaler Kuh aus Ulten.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch