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Hierbei nimmt das Rind in allen Theilen des Landes eine derartig dominirende Stellung
ein, daß die Bedeutung der übrigen Viehgattungen nahezu verschwindet.
Die 2.763 Pferde, welche am 31. December 1890 gezählt wurden, dienen nahezu
ausschließlich gewerblichen und industriellen Zwecken als Zug- und Luxuspferde, so daß
sie für laudwirthschastliche Arbeiten kaum in Betracht kommen. Es gestattet schon der
außerordentlich parzellirte Grundbesitz dem vorarlbergschen Landwirth nicht, Pferde als
Zugkraft zu wühlen, sondern er gebraucht dazu Ochsen uud Kühe oder Jungrinder, und
häufig genug verrichtet er selbst die Transporte seiner kleinen Feld- und Gartenwirthschaft
mit Hilfe von Handwagen und Schiebekarren oder er trägt die Lasten auf seinem Rücken
ab und zu.
In den Thalgegenden des Unter- und Vorderlandes verfügen die meisten bäuerlichen
Anwesen über nicht mehr als 15 bis 2 5 Hektar Hausgründe, sind also geradezu Zwerg-
wirthschaften. Aber auch die „Bauerngüter" des Berggebietes haben nur selten ein Aus-
maß über 4 oder 5 Hektar an Acker- und Wiesland, so daß auch dort eine „Wirthschaft"
in der Regel ein Object darstellt, welches nicht hinreicht, eine Bauernfamilie zu erhalten.
Unter solchen Verhältnissen ist es begreiflich, daß die Pferdezucht keinen Aufschwung zu
nehmen vermochte und ist es überraschend, daß dies bei der Rindviehzucht geschehen
konnte. Thatsächlich ist die Zucht und Haltung des Rindes nicht nur numerisch von großer
Bedeutung — Vorarlberg besaß Ende 1890 58.231 Stück Hornvieh —, sondern die
angestammte Laudesrace (Montavoner) gehört mit zu den schönsten und werthvollsten
Schlägen der mitteleuropäischen Alpen. Allerdings gelang es nicht, ihren Originaltypus
über alle Gaue gleichmäßig zu verbreiten, nachdem der große Bedarf an Gebrauchs-
thieren in den Nutzhaltungsdiftricten durch die eigene Landeszucht nicht gedeckt werden
kann. Die stete Einfuhr anderer Racen und Schläge aus Tirol und der Schweiz hat
namentlich im Bregenzerwald sowie im Vorderland eingewirkt. Hier überwiegt der graue
Gruudtou des Haarkleides und in den Körperformen treten die der Algäuer, respective
Oberinn- und Lechthaler Race zugeschriebenen Merkmale derart hervor, daß man immerhin
das Vorhandensein noch eines zweiten Hornviehschlages zugeben und für denselben die
Bezeichnung „Vorarlberger Algäuer" gelten lassen mag. Beide Typen von Brann-
uud Grauvieh, deren äußere Erscheinung als bekannt vorausgesetzt werden darf, kommen
in der Schönheit ihres Körperbaues, sowie hinsichtlich der Milchergiebigkeit ihrer Kühe
überein.
Unter den österreichischen Alpenländern ist Vorarlberg das milchreichste und
zugleich jenes Gebiet, in dem das Sennereiwesen die größte Ausdehnnng und die vorge-
schrittenste Stufe der Fabrikationstechnik erlangt hat. Das kleine Ländchen hat einen
namhaften Käse-Export und in neuerer Zeit nimmt auch die Erzeugung und Ausfuhr feiner
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch