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Valsugana bildet. Von weißen Sorten sind auch da vorherrschend der Weißvernatsch,
ferner die Nosiola (Dnrello), welche im Sarcathal zur Herstellung vorzüglicher Dessert-
weine dient, die Biauchetta, Peverella, Maor und andere.
Im Brixener Gebiet treten die altheimischen Tiroler Rebsorten gegen fremde später
eingeführte Sorten zurück, da sich erstere als zu spät reifend hier, an der Grenze des Tiroler
Weinbaues, schon weniger bewährten. Namentlich haben sich da weiße Sorten wie Ortlieber,
Elbling, weißer Burgunder, von rothen: Portugieser und blauer Burgunder eingebürgert.
Im Hauptweinbaugebiete Tirols, im Etschthal, wurde es mehrfach versucht, fremde,
deutsche, österreichische und französische Rebsorten zur Herstellung feinerer Weine einzu-
führen. Die erste Anregung zu solchen Bestrebungen gab Erzherzog Johann. Wir finden
noch jetzt vereinzelt alte Pflanzungen solcher sogenannten Strareben, bei welchen in
der Regel nicht eine einzelne Rebsorte, sondern der gemischte Satz einer bestimmten Gegend
zu finden ist. In den Sechziger-Jahren wurde die Anpflanzung feinerer Rebsorten durch
die Weinbauschule Klosterneuburg und ihre Schüler gefördert und stammen daher viele
Pflanzungen namentlich von Riesling, Traminer und blauem Burgunder. Durch die 1874
gegründete landwirthschastliche Landeslehranstalt und Versuchsstation in St. Michele
wurde namentlich auf die Einführung von Bordeauxreben zur Herstellung feinerer Roth-
weine hingearbeitet, da diese durch ihre spätere Reife und größere Härte dem Burgunder
im Etschthal entschieden vorzuziehen sind. Außerdem finden wir auch vereinzelt den
rothen und grünen Veltliner, den Mosler, Kadarka, Blaufränkisch, der besonders im
Valsugana beliebt ist und als Taseltraubeusorten deu frühreifeudeu Portugieser und
vereinzelt den Gutedel.
Im benachbarten Vorarlberg ist es vor Allem der blaue und frühblaue Burgunder,
aus welchem jene angenehmen, etwas säuerlichen aber blumigen Tischweine entstehen, die
der Vorarlberger allen anderen vorzieht, deren Menge aber lange nicht hinreicht, um den
Verbrauch des Ländchens zu decken.
Die Weinbereitung bietet in Tirol manche Eigenthümlichkeiten dar. Vor ungefähr
200 Jahren wurden hier wie in Niederösterreich die „gewimmten" Trauben alsbald
gepreßt und als Most zur Vergährung gebracht. Erst in der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts wurde die heute übliche Behandlung, bei welcher man den Most mit den
Hülsen und meist auch mit den Kämmen vollkommen vergähren läßt, von Italien her durch
den Arzt H. Quarinoni in das Land gebracht. In den älteren Urkunden und in den
Urbarbüchern wird auch die Praschlet (oder Maische) nicht erwähnt, sondern immer
nur vom Most gesprochen. Weine, welche, um sie milder zu machen, nur kurze Zeit mit
den Trestern gähren oder noch süß gepreßt werden, nennt man hier gekretzerte Weine
oder Kretzer.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch