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Da auch der Weißwein größtentheils nach dieser nur für Rothwein passenden
Behandlungsart hergestellt wird, so sind die Weißweine Tirols, die übrigens erst in den
letzten Jahren eine größere Rolle zu spielen beginnen, für den Handel weniger geeignet. In
neuerer Zeit finden wir aber bereits vielfach den Weißwein in entsprechender Weise durch
Vergähruug des Mostes gewonnen, wie denn überhaupt die Weinbehandlung im Lande
sehr bedeutende Fortschritte macht. Besonders auffallend ist dies im italienischsprachigen
Landestheil, welcher in der obigen Beziehung früher gegen Deutschtirol sehr zurückstand,
das ja schon seit Jahrhunderten bedeutenden Weinhandel trieb, während im ersteren, wo
früher die Seidenzucht die Hauptquelle des Wohlstandes bildete, die Weinproduetion nur
den eigenen Bedarf zu decken hatte. Überall sehen wir jetzt neue Keller erbauen und der
Reinhaltung des Faßgeschirres immer allgemeiner die größte Aufmerksamkeit zuwenden.
Die früher wohl richtige Annahme von der geringen Haltbarkeit des Tiroler Weins
ist nicht mehr zutreffend. Tirol erzengt heute, wenn auch in geringer Menge, ganz
treffliche Flaschenweine. Die Hauptmasse der Produktion besteht dagegen allerdings in
leichteren Tischweinen, welche in der Regel im Laufe eines Jahres eonsumirt werden und
durch langes Lagern zwar nicht verderben, aber meist auch nicht wesentlich gewinnen.
Der Tiroler Tischwein ist nicht nur für ganz Tirol, auch für Nordtirol Volks-
getränk, er hat auch außer dem Laude zahlreiche Freunde und wird gerne und mit Vorliebe
in den angrenzenden österreichischen Ländern, wie anch in der Schweiz, besonders in den
östlichen Cantonen, im südlichen Baiern, am Bodensee und in Württemberg getrunken, so
daß sich in Tirol ein bedeutender Weinhandel entwickeln konnte. Einen wichtigen Ausfuhr-
artikel bildet in neuerer Zeit im Herbst süßer, in langsamer Gährnug befindlicher Most,
welcher besonders in die Schweiz, wo er den Namen Suser oder Sauser führt und sehr
gerne getrunken wird, sowie auch nach Vorarlberg und Württemberg in ganz bedeutenden
Mengen ausgeführt wird.
Die Bereitung des Weines, namentlich für den Großhandel, coneeutrirt sich
hauptsächlich in den Händen größerer Producenten und Weinhändler. — In Südtirol
bestehen auch einzelne bedeutende öuologifche Gesellschaften; dieselben kaufen im Herbst
die Fechsnug der kleineren Weingntsbesitzer, sei es in der Form von Maische oder noch
als Trauben nach dem Gewicht, was sich besonders vortheilhaft erweist, und können
dann, mit allen nöthigen Hilfsmitteln versehen, den Wein in vollkommen rationeller
Weise behandeln. Nur in wenigen Gegenden, wie zum Beispiel im Merauer Gebiete,
dem Burggrafenamt, in manchen Seitenthälern, sowie in der Brixener und Klausner
Gegend keltert der einzelne Weinbauer in der Regel selbst ein. Es hat diese Art des Wein-
handels seine Licht- und seine Schattenseiten. Durch Bildung von Winzergenossenschaften
wird es vielleicht da und dort auch dem kleinen Besitzer möglich werden, sein Prodnct
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch