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durch längere Zeit beschäftigen. Die südtiroler Obst- und Gemüseconserven erfreuen sich
eines sehr guten Rufes und eines immer steigenden Absatzes.
Gleich wie der Obstbau findet auch der Gartenbau allseitige Pflege, wie die herr-
lichen Gärten von Bozen und Meran beweisen. Erwähnenswerth sind die Gemüse-
gärtnereien von Trient, der Spargelbau von Mori und die Cultur des Brocoli oder
Spargelkohls in Torbole am Gardasee.
Die Lorstwirthschaft in Tirol und Vorarlberg.
Wenn die Zahlen, welche uns die Statistik an die Hand gibt, für die Beurtheilung
des Waldstandes allein maßgebend wären, so müßte Tirol mit einer Waldfläche von
1,037.276 Hektar oder 48 Procent der gesammten prodnctiven Bodenfläche zu den best-
bewaldeten Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie gehören, denn nur in Steier-
mark, Kärnten und der Bukowina finden wir ein gleich hohes Bewaldungsprocent. Indeß
zeigt uns ein auch nur flüchtiger Überblick über die Bewaldungsverhältnisse des Landes,
wie anch schon aus den vielfach lautgewordenen Klagen über dieselben zu entnehmen ist,
daß der Waldstand Tirols thatsächlich kein so befriedigender ist, als man nach den ange-
führten Ziffern vermuthen sollte.
Für die Beurtheilung des wirklichen Waldstandes nach seiner wirthschaftlichen
Bedeutung sowohl, als nach seiner Schntzwirknng sür den Boden der zumeist sehr steilen
Berglehnen und für die unterhalb liegenden Culturgründe ist eine erhebliche Reductiou
dieser Bcwaldnngszisser nothwendig; einmal, weil in das Waldland vielfach kleinere und
auch größere Odflächen, wie Felsen, Schuttriesen und dergleichen mehr, ferner ertraglose
Legföhrenbestände miteinbezogen sind, dann aber und zumeist wegen der geringen Bestockung
vieler ausgedehnter Waldcomplexe, wegen welcher allein, wenn die wirklich vollbestockte
Fläche ausgemittelt werden sollte, in manchen Thälern eine Reductiou der im Kataster als
„Wald" ausgewiesenen Flüche nm ein Dritttheil bis zur Hälfte erfolgen müßte.
Die Ursache dieses im Ganzen wenig befriedigenden Waldstandes ist einerseits in
der Hochgebirgsnatnr des Landes selbst zu suchen, in der vielfachen Unterbrechung und
Gefährdung, welchen hier der Wald in steilen und felsigen Gebirgshängen, dnrch Fels-
abstürze, Schuttriesen, Wildbäche und Lawinen ausgesetzt ist: so sind im Otzthal allein
im Jahre 1888 171 große Lawinen niedergegangen, wodurch weite Strecken bisher
gut erhaltenen Waldes vernichtet wurden, anderseits haben aber auch die Besitz-
verhältnisse daran ihren wesentlichen Antheil. Der größte Theil des Waldstandes, nahezu
80 Procent desselben, ist im Besitz der Gemeinden oder Eigenthum kleinerer bäuerlicher
Grundbesitzer, also in Händen, welche wenig geeignet sind, aus eigenem Antrieb in ihrer
Wirthschaft jene Vorsorge für die Zukuuft und jene Sparsamkeit in der Gebarung mit dem
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Tirol und Vorarlberg, Band 13"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Band 13
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Tirol und Vorarlberg
- Band
- 13
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.12 x 23.1 cm
- Seiten
- 624
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch