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Stadt zusammengedrängt, über Gärten auf den tief unten unter waldigen Bergen dahiu-
ranschenden Strom herabsehend. Eine Kettenbrücke, eine der ältesten in Böhmen, ist kühn
über das Flußthal gespannt. Vor ihrer Erbauung hatte die Stadt in der That nur einen
Zugang und galt schon darum als sehr fest. Elbogeu spielte daher im Mittelalter eine
große Rolle und war der Vorort des Elbogner Kreises, um dessen Besitz die Grafen
Schlick im XVI. Jahrhundert einen langen Kampf mit dem Kaiser führten.
Von Elbogen bis Karlsbad strömt die Eger durch ein enges, waldbeschattetes
Felsenthal, gegen dessen Ausgang die wunderlichen Granitpfeiler sichtbar werden, in
welchen die Volkssage den durch den Fluch eines Berggeistes zu Stein gewordenen
Hochzeitszug des „Hans Heiling" sieht. Weiterhin ergießt sich dann mit der Tepl der
Häuserstrom von Karlsbad in das Egerthal. Eine stattliche Brücke führt über den Fluß
zum hochgelegenen Bahnhof der weltberühmten Curstadt. Unter Karlsbad verengt sich
das Thal, die Berge des Erzgebirges und des Karlsbader Gebirges treten näher zusammen,
endlich schließt das herantretende Dnppauer Gebirge bei Schlackenwerth das Becken
ganz ab. Das Egerthal, von waldigen Höhen begrenzt, zwischen denen der freundliche
Curort Gießhübel-Puchstein mit seinen stattlichen Landhäusern gelegen ist, nimmt
nun einen anderen Landschaftscharakter an. Aus Säulen und Pfeilern aufgebaute Basalt-
kegel treten an den Fluß heran, rechts und links blicken die dunklen Felsmassen aus dem
Laubwald, der den Nadelwald ablöst, hervor; rechts erhebt sich in steilen Stufen die Wand
des Herrgottsstuhls (719 Meter), daran man deutlich den eigenthümlichen Deckenbau
des Duppauer Gebirges sehen kann, links liegt der von mächtigen Basaltstreben gestützte
Steinwald. Das Thal, die „Mötsch" genannt, ist dabei freier und bietet ein paar malerisch
gelegenen Dörfern, Warta und Mötsch, Raum zur Entfaltung.
Unterhalb dem letztgenannten Dorfe treten das Duppauer und das Erzgebirge
wieder auseinander. Das Thal wird weiter, der Fluß jedoch rauscht in einem von steilen
Felswänden gebildeten Bett an Klösterle vorbei, wo sich an seinem Ufer das stattliche
Schloß des Grafen Oswald Thun-Hohenstein, umgeben von einem schönen, an seltenen
Bäumen reichen Parke, erhebt. Von hier wendet sich die Eger, am Fuße des Duppauer
Gebirges bleibend, vom Erzgebirge ab und erreicht die alte Stadt Kaaden, ehedem der
Hauptmarktplatz für den Getreidehandel, der über den Reifchberg (873 Meter) auf
Saumpferden nach Sachsen betrieben wurde, und im Mittelalter der Ausgangspunkt des
„Kaadner Steiges", der über das Erzgebirge führte.
Immer weiter treten die Berge zurück, und die Landwirthschaft hat die Fluren der
nun freier werdenden Gegend weit und breit in Besitz genommen. Noch eine Strecke
windet sich die Eger in einem engen felsigen Rinnsal dahin, dann wird ihr Thal, das sie
nun in die weichen Gesteine der Braunkohlenformation gegraben hat, allmälig breiter.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch