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Sternberg oder im Kleinen die Jonsbächer Haide, aber dnrch die Bäche und Wasser-
adern sind tiefe Gründe eingerissen worden, die sich selbst zu Thälern uud unregelmäßigen
Thalkesseln erweitert haben. Die Thalränder sind mehr oder weniger felsig und zeigen
uns oft die bizarrsten Formen, die der verwitternde, zerbröckelnde, auf allen Seiten von
Luft uud Wasser benagte Fels anzunehmen vermochte. Noch steiler, schroffer und grotesker
sind die Leiten und Gehänge in jenen Gründen, in welchen sie von keinerlei Seitenzuflüssen
benagt und zerklüftet wurden, so daß sich die Wände fast senkrecht zu Seiten der schmalen
Thalsohle erheben, wie es im Kamnitzthal oberhalb und unterhalb der Grundmühle,
besonders aber in der Edmundsklamm, jedoch auch anderwärts im Gebiete beobachtet
werden kann.
Über die Ebenheiten ragen noch vulkanische Bergkegel, wodurch die Landschaft, die
ohnehin sehr reich an merkwürdigen Höckern, Leisten, Löchern, Furchen, Höhlungen,
Sturzselsen, sowie an phantastischen Gebilden aller Art genannt werden muß, an Natur-
reiz noch viel gewinnt. Solche Kegel und Erhebungen sind der Hutenberg (467 Meter),
der Nottenberg (479 Meter), der Arnsberg (424 Meter). Bedeutender ist, wenn wir vom
bereits erwähnten Kaltenberg (731 Meter) absehen, durch Gestalt und Lage der Rosen-
berg (616 Meter), welcher sich auf der breiten, fast eine Quadratmeile sich ausdehnenden
BinsdorserPlattenoch über dritthalbhnndert Meter majestätisch erhebt. Natur und Sage
haben diesen Berg verherrlicht, die Götter sollen ihn bewohnt haben, Schriftsteller und
Dichter — unter ihnen Th. Körner — haben ihn fast verklärt.
Durch den ziemlich wilden Kamnitzbach, der nnfern des Waldsteiuteiches bei
Falkenau seinen Ursprung hat und bei Herrnskretschen in die Elbe fällt, in deren hellerer
Flut sein dunkles Gewässer zu Zeiten eine Art Platanenblatt zu bilden scheint, zerfällt das
Sandsteinland in zwei Hälften. Links des Kamnitzbaches zieht sich bis hart an die Elbe ein
fast ununterbrochenes Hochland, außer vom Rosenberge nur hier und da von flachen oder
unbedeutenden Hügeln überragt, unter denen der Heinhübel, der Rosendorfer Hutberg,
der Poppenberg und vielleicht auch der Rechenberg und der Vogelberg zu nennen sind.
Über der Elbe erhebt sich die steile und an schönen Aussichtspunkten reiche Elbekante
zu einer Höhe von 292 Meter (Leopoldshöhe) bis 430 Meter (Rosenkamm). In diesem
Hochlande haben nur unbedeutende Wässerchen sich Bahn gebrochen, so der Goldbach,
welcher sein Wasser aus dem Ohlischer Teiche durch das romantische Goldbachthal nach
Jonsbach führt, dann der Laubebach, dessen Quelle die Tetschuer Wasserleitung speist,
und die Dürrkamnitz, an welcher einst eine bei den Naturfreunden sehr beliebte Mühle
klapperte.
Viel reicher gegliedert ist das Sandsteinland am rechten Ufer des Kamnitzbachs.
Vier Gewässer streben hier dem Kamnitzbach zu, nämlich der Weißbach, der Kreibitzbach,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch