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Dagegen gähnt näher bei Herrnskretschen die wildromantische Edmundsklamm, welche
nur auf Kähnen besucht werden kann und von gewaltigen Uferfelsen eingefriedet ist. Die
Edmundsklamm ist sammt dem Edmundsgrunde mit ihren Naturschönheiten alljährlich für
Tausende eiu beliebtes Wauderziel; schon im ersten Sommer nach der Erschließung wurde
das Felsenthal von mehr als 80.000 Personen besucht.
Das idyllisch-romantisch gelegene Herrnskretschen, welches leider durch Über-
schwemmungen, aber auch durch Felsenstürze nicht selten heimgesucht wird, bildet für die
Naturfreunde den Ausgangspunkt zahlreicher Fahrten zu Wasser uud zu Lande und gehört '
zu den besuchtesten Sommerzielen in der böhmisch-sächsischen Schweiz. Nicht weit von
Herrnskretschen mündet in das Kamnitzthal der P re bisch gründ mit den Prebischwänden.
Nahe der Landesgrenze ist ein wahres Wunder der Natnr zu sehen, das vielbeschriebene
und vielbesuchte Prebischthor, ein hoher und breiter, von der Natur selbst über den
Abgrund gespannter Brückenbogen. Hier genießt man am Rande eines schauerlichen
Abgrundes die herrlichste Aussicht bis in weite Fernen. Wir stehen mitten in einem dicht-
bewaldeten Gebiete, welches, straßenarm und felsenreich der Grenze zu beiden Seiten
vorgelagert, nur von dem schwer überschreitbaren Kamnitzbach durchfurcht, ehedem fast
nur von Schmugglern, Wilderern und menschenscheuen Flüchtlingen besucht war. Aber
gerade in dieser einst urwilden und fast unzugänglichen, ja selbst von den Kriegsleuten
sorgsam gemiedenen Gegend dringen jetzt jeden Sommer die nimmermüden Touristen-
scharen auf allen Pfaden in das Dunkel der Wälder und Felsklüfte und halten frohen
Einzug in den Gasthöfen, die an den besuchtesten Punkten errichtet worden sind. Wiewohl
aber die ganze Gegend jetzt stark besucht ist, obwohl Handel und Wandel sich ausgebreitet
haben, sind doch die seßhaften Bewohner noch immer ziemlich dünn gesäet. Das einsame
Reinwiese, das abgelegene Stimmersdorf, das luftighohe Hoheuleipa und das idyllische
Hinterdittersbach sind so ziemlich die einzigen Ortschaften in dieser Waldeinöde.
Ähnliche Verhältnisse bestanden und bestehen in der Dittersbacher Haide, wie
der alte Name dieser Waldwildniß lautete. Erst unter dem Fürsten Rudolph Kiusky begann
man die Felsgründe der Wildniß zugänglich zu machen, an den Lehnen wurden Wege
emporgeführt und auf den Höhen Schutzhäuschen errichtet, aus denen man, bald wind-
umfuugen, bald sturmumbraust, eine liebliche Aussicht genießt. Am berühmtesten unter
diesen Höhen ist wohl der originelle Marienfels (427 Meter); auch Wilhelminenwand
(437 Meter) und Rudolphstein (480 Meter) sind zu erwähnen. Zu den Sehenswürdigkeiten
gehört ferner die Enge Stiege und die Grazienfichte. Für die alljährlich stattfindende Auer-
hahnbalz wurde um die Mitte unseres Jahrhunderts ein mit Jagdtrophäen reich aus-
gestattetes Blockhaus errichtet, die Balzhütte. Im Gegensatz zur sächsischen Schweiz hat
man die Dittersbacher Haide schon frühzeitig als Dittersbacher Schweiz oder auch als
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch