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Die Gewässer des Hirschberger Beckens vereinigen sich im Hirnsnerteich, dessen beide
Schlucken durch viele Sagen berühmt sind, mit dem Wasser des seinen Namen vielfach
wechselnden Bieberbachs, der von Biebersdorf kommt, bei der Teufelsmühle unweit
Wernstadt eine kleine Klamm bildet und bei Drum das Kolbnerwafser aufnimmt, das durch
eine zweite Klamm in das Knorrloch stürzt, in welches einst Hasenöhrl gebannt wurde.
Nachdem der Bieberbach noch die Drumer und Hohlner Teiche mit seinem Wasser gespeist
hat, strömen die vereinigten Gewässer aus dem Hirusuerteich durch die Schlucht bei
Neuschloß an der Karbe vorüber durch den wegen seiner Romantik berühmten Höllen-
grund zur Polzeu.
Letztere entspringt im Quellenteich bei Oschitz, speist unweit der Ruine Dewin und des
Rollberges (694 Meter) den wegen seiner herrlichen Kahnfahrten vielbesuchten Hammer-
teich und fließt über Wartenberg, wo die Stiftungen des Erzbischofs Mayer noch heutigen
Tages vielen Bürgerssöhnen den Lebensweg ebnen, nach Niemes, welches zur Zeit der
österlichen Auferstehung von vielen Tausenden besucht wird und ehedem das vielbesprochene
Vorrecht besaß, daß, wer den Krug leer getrunken hatte, auch wieder aus dem vollen trinken
durfte, ferner nach Reichstadt, dessen Zierde und Stolz ein kaiserliches Schloß ist, und von
hier in zahlreichen Windungen und Krümmungennach Böhmisch-Leipa. Die freundliche
Polzenstadt liegt in einer rings von Hügeln und Waldbergen umsäumten Ebene, welche als
westliche Abtheilung des Niemes-Leipaer Beckens zu betrachten ist. Die geographische
Lage zwischen dem zerklüfteten Sandsteingebirge und den vielgestaltigen Formen der Basalt-
nnd Phonolithgipsel des Mittelgebirges verleiht der Landschaft einen eigenartigen Reiz.
Als Mittelpunkt zahlreicher Straßen, zu denen in neuerer Zeit auch vier Bahnlinien
kamen, war Böhmisch-Leipa von jeher eine ansehnliche Handelsstadt. Auch wurde hier der
Landeschronist Benesch von Weitmühl geboren. In der Nähe liegt der Stadtpark, der
Kahleberg und der Spitzberg (445 Meter), welcher mit einem steinernen Kronprinzessin
Stephanie-Aussichtsthurm bekrönt ist und eine wahrhaft prächtige Rundsicht gewährt.
Von Leipa windet sich der Fluß durch die Polzeuwieseu bis Straußnitz und strömt
dann durch ein schmales, meist felsiges Thal über Neustadtl nach Ober-Politz, wo einst der
vielgenannte Hockewanzel als Erzdechant lebte, und nach Saudau. Das Thal wird immer
romantischer, auch durchbricht die Bahn den felsigen Scharfenstein mittelst eines langen
Tunnels. Oberhalb und unterhalb der Stadt Bensen strömt das Polzenwafser von
Fabrik zu Fabrik, von Turbine zu Turbine. In Bensen selbst erinnern sehenswerthe
Schlösser und Grabdenkmäler an die prachtliebende Zeit derer von Salhauseu. Auch die
Chronik des Pastors Schlegel verdient Beachtung. Zwischen zahlreichen Höhen und Bergen
fließt nun die Polzeu weiter, au Liebwerd vorüber, wo eine landwirtschaftliche Lehr-
anstalt schon seit langen Jahren besteht, und ergießt sich endlich zwischen Altstadt und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch