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Unterschied von der gleichnamigen in Schlesien, auch Görlitzer Neiße genannt, entspringt
am Schwarzbrunnberg bei Morchenstern. Eine von ihren Quellen heißt Neißbrnnnen.
In Gablouz nimmt die Neiße mehrere Bäche auf und schlängelt sich in vielen Krümmungen
weiter. Zahlreiche Bäche kommen ihr vom Jeschken und vom Jsergebirge zu, darunter auch
die Schwarze Neiße, welche vom Ölberg (876 Meter) kommt und bei Habendorf mündet.
Bei dem Hammerstein wird das Neißethal sehr eingeengt und verläuft dann allmälig in
der Lausitzer Thalebene.
In industrieller Beziehung ist das Neißethal ungemein wichtig. Gablonz ist ein
Hauptmittelpunkt der Glasindustrie. Reichenberg hat seit Jahrhunderten einen großen
Ruf als Tuchmacherstadt. Auch Spinnerei und Weberei aller Art wird in den volkreichen
Ortschaften des Neißethals getrieben. Den Volksreichthum erkennt man daraus, daß in
der Gablonzer Bezirkshauptmannschaft 58.027 Menschen auf 2 13 Quadratmeilen, in
der Reichenberger aber 74.307 auf 3 1 Quadratmeileu wohnen, demnach 27.242,
beziehungsweise 23.970 auf der Quadratmeile. Von den Städten und größeren Dörfern
seien hier genannt: Gablonz, Morchenstern, Tannwald, Grünwald, Wiesenthal, Schnmbnrg,
Knkan, Maxdorf, Albrechtsdorf, Defsendorf, Josephsthal, Johannesberg.
An der Bahn, welche von Tnrnau her in gewaltigen Krümmungen die Wasserscheide
bei Langeubrnck ersteigt, liegt außer dem sehenswerthen Schlosse Sichrow die Stadt
Liebenau, ferner Reichenau, wo viel Ölmalerei betrieben wird. Zu den größten Städten
Böhmens gehört Reichenberg. Hier herrscht die regste Thätigkeit auf dem Gebiete der
Industrie und des Gewerbes, aber auch geistiges Leben in Schulen und Vereinen, in Wort
und Schrift. Neben den zahlreichen Fabriken sind auch für die Pflege der Bildung, des
Kunstgewerbes und der Humanität eigene Tempel erbaut worden. Liebliche Auen, wohl-
bestellte Felder, zierliche Gärten in der Nähe, anmuthige Waldthäler in mäßiger Entfernung
dienen der Erholung. Auch hier finden wir sehr volkreiche Ortschaften, wie Masfersdorf
rechts und links der Neiße, Röchlitz, Rosenthal, Harzdorf, Ruppersdorf, Franzensdorf
und Habendorf. Näher der Grenze liegt Grottan, Weißkirchen und Kratzau, wo der
Maler Führich geboren ist.
Durch einen 528 Meter langen Tunnel gelangen wir auf der Bahn aus dem
Neißethal über den Hemmerich in das Friedländische. Schon Joseph II. schrieb am
16. September 1779, das Friedländische sei ein völlig geöffnetes, mit Anhöhen und
Waldungen vermischtes Land, aus welchem so viel Wege als Dörfer in die Lausitz gehen;
übrigens seien die Bewohner ziemlich arbeitsam und die Viehzucht sei hier stärker als
anderswo. Auch noch in unsern Tagen ist diese Landschaft sehr industriell, und wiewohl
das Gebirge für die Ansiedler wenig geeignet ist, so wohnen doch 45.746 Menschen ans
403 Quadratmeilen. Der wichtigste Ort ist die alte Stadt Friedland mit ihrem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch