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das Taubenhaus (1069 Meter), die Vogelkoppen (1017 Meter), der Mittagsberg und
der Nußstein.
Erwähnenswerth sind die Opfer- und Teufelssteine, sowie die zahllosen Mulden,
Schalen und Kessel in den Felsen des Jsergebirges und der Ausläufer desselben, namentlich
in der Gegend von Gablonz, Morchenstern nnd Seidenschwanz. Auch gibt es auf der
Höhe des Jsergebirges, besonders aber auf der Jserwiese, eine edelsteinführende Schichte,
eine Ablagerung von Gerölle, Gneiß und Sand, worin Geschiebe und Körner von Titan-
eisen — nach dem Fundorte Jserin genannt — sowie auch Granaten, Saphire, Hyacinthe
nnd schwarze Spinellen vorkommen. Die Saphire sind bisweilen rein und schön von Farbe,
jedoch meist nur von geringer Größe.
Zu den bedeutendsten Flüssen des Jsergebirges gehören die Wit t ig nnd die Jser .
Erstere entspringt aus der schwarzen und weißen Quelle an der Nordseite des Schwarzen-
berges und des Sieghübels nnd stürzt bei dem idyllischen Wittighans neben der abschüssigen
Jserstraße mit starkem Gefälle nach Weißbach und Haindorf nieder, empfängt unter zahl-
reichen Seitengewässern auch die Stolpich, welche bei Ferdinaudsthal einen schönen
Wasserfall bildet, behält aber bis Friedland den Charakter eines wilden Gebirgsbachs.
Von hier ab fließt die Wittig sanfter und verläßt bei Wiese das Böhmerland.
Die Jser, welche am Südfuß der Tafelfichte entspringt, empfängt zahlreiche Zuflüsse
aus den Waldungen des hohen und mittleren Jserkammes und bildet alsbald die Landes-
grenze. Die kleine Jser entspringt unweit der Schwarzen Wittigqnelle am Böhmischen
Hübel. Unter dem Buchberge unweit Wilhelmshöhe findet die Vereinigung der Kleinen mit
der Großen Jser statt. Das Grenzthal ist tief und schmal und heißt Jser gründ. Die Jser-
wiese ist ein meilenlanger und stundenbreiter Moorgrund. Zierliche Sumpfpflanzen, Weiden,
Knieholz, Grasbüschel bilden die Augenweide in dieser feuchten Öde. Endlich bei Grünthal
nnd den Strickerhäusern vereinigt sich die Jser mit der Milnitz, deren Nebengewässer, der
Mummelbach, wegen des Mummelfalls bekannt ist, und verläßt die Grenze, um dem
Laudesinueru zuzuströmen. In diesen gebirgigen Gegenden ist das Klima rauh, kaum
reift noch der Hafer und die Kartoffel. Die Felder an den steilen Lehnen müssen durch
Menschenhand bearbeitet, der Dünger muß hinaufgetragen oder mühsam mit Karren
emporgezogen werden. Viehzucht uud Waldarbeit sind die kargen Erwerbszweige. Dennoch
haben sich dieMenschen auch in diesen rauhen Gebirgen angesiedelt und insbesondere dieGlas-
erzeuguug seit Jahrhunderten betrieben. Wohl sind die alten Glashütten verschwunden, aber
immer wieder sind neue — größer und schöner — erbaut worden, wie die in Neuwelt. Auch
wird in zahlreichen Häusern Holz gedrechselt. Das merken wir, wenn wir von Wilhelms-
höhe über Wazelsbrunn in das Pfarrdorf Polann und in das Bad Wurzelsdorf kommen,
oder auch weiter nach Prichowitz und Hochstadt, das dem Hochstädter Gebirge zwischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch