Seite - 72 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 72 -
Text der Seite - 72 -
72
von Adersbach und Wekelsdorf, sowie das Sterngebirge weit bekannt und viel
besucht. Hier gestaltet der Sandstein jene grotesken Gebilde, welche von den Touristen oft
hundertmal mehr bewundert werden als die Naturkräfte, welche hier unablässig zersprengen,
zerbröckeln, zersetzen und zerstören. Der Zuckerhut und der Bürgermeister von Adershach,
der Dom und das Amphitheater von Wekelsdorf werden ebenso angestaunt wie der ver-
steinerte Wald von Radowenz, der freilich einen anderen Ursprung hat. Adersbach hat
einen alten Ruf und Joseph II. vergaß nicht, in seinem Tagebuch anzumerken, daß bei
Adersbach die sonderbarsten Steinfelsen zu sehen sind. Die Wekelsdorfer Felsenstadt ist
erst in uuserm Jahrhundert bekannt geworden. Wichtigere Ortschaften sind Adersbach,
Oberwekelsdorf, Uuterwekelsdorf, Starkstadt und Pölitz.
Die Felsenstadt bei dem Sternkirchlein trennt das Politzer Gebiet vom Braunau er
Ländchen, welches, etwa drei Stunden lang und zwei Stunden breit, schon durch viele
Jahrhunderte ein Besitzthum der Beuedictiner war. Der Name stammt von der Farbe des
Bodens. Die Stadt Braunau liegt sammt dem Stift hoch über der Steine. Die Fresken
Schefslers, die alte Holzkirche unserer lieben Frau vor der Stadt sind sehenswerth. Wo
ein Fußpfad im Ländchen über ein Wässerlein führt, dort liegt wohl auch ein Todtenbret.
Das Meteor von Braunau wird viel erwähnt. Namhafte Ortschaften sind Hermsdorf,
Märzdorf, Schönau, Rosenthal und Halbstadt.
Südlich von Pölitz liegt im Mettauthal die ansehnliche Stadt Nach od sammt einem
imposanten Schlosse. Auch die zweithürmige Kirche ist beachtenswerth. Der Paß, welcher
von Nachod über das Gebirge nach Neinerz führt, hat in vielen Kriegen eine Rolle
gespielt, auch im Jahre 1866, und schon Joseph II. hatte 1780 zum Schutz desselben an
Stelle des Dorfes Pleß die nunmehr aufgelassene Festung Josephstadt erbaut.
Zwischen dem Riesengebirge und der Elbe bei Altbnnzlan breitet sich der nordöstliche
Theil des böhmischen Binnenlandes aus, „im Lande", wie das Volk zu sagen Pflegt. Wir
könnten von einem Flachlande sprechen, aber doch nur mit Vorbehalt. Wir finden hier
ja den Kozakow (743 Meter) mit seinen Edelsteinen, von denen das uralte Sprichwort
stammt, daß mancher Bauer nach seiner Kuh mit einem Steine wirft, welcher mehr werth
ist als die Kuh selber. Wir finden hier ferner die Sandsteinwände nnd Felsenstädtchen
zwischen Münchengrätz, Jicm und Sobotka. Die Burgruine Waldstein ist bekannt, wie
auch das hochgelegene Schloß Großfkal und die zweigipflige Burgruine Trosky, welche,
von welcher Seite man sie auch sehen mag, dem Auge höchst pittoresk erscheint. In den
Prachower Sandsteinklüften mag dem Wanderer wohl der Kaisergang und Malochs
Aussicht am besten gefallen. Noch zahlreiche Höhen wären zu nennen, viele davon mit
Burgen gekrönt, so der knppelsörmige Tabor (682 Meter), die Ruinen Bradletz und
Knmbnrg, der Welischberg, die zinuen- und thurmreiche Burg Kost mit alter Glasmalerei,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch