Seite - 74 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14

74 Hauptfrüchte des Flachlandes zählen Weizen und Malzgerste, Raps und Zuckerrübe. Wie einst im Gebirge weite Gefilde vom blauen Lein schimmerten, so jetzt im Flachlande ungeheure Meierhofsfelder von der gelben Rapsblüte. Das fruchtbare Land wird von zahlreichen Straßen und Bahueu durchkreuzt. Aber nicht immer war es so gut bestellt. So war einst die schwarze Meile der Schrecken aller Fuhrleute. Man brauchte einen Tag, um von Chlnmetz nach Podiebrad zu kommen. Die Dörfler des Flachlandes leben iu kleinen Ortschaften dicht beisammen, zumeist von der Landwirthschaft — die einen als Feldeigen- thümer, die anderen als Feldarbeiter. Selbst Knaben und Mädchen machen sich nützlich, indem sie die Schafe oder die Gänse hüten. In den kleineren Landstädten sind die Straßen meist breit und geräumig, die ältere» Häuser aber aus Holz und ihr Oberbau bildet gegen die Straßeoder den Markt einenÜberhaug, der auf drei Holzsäulen oder Holzgabeln sich stützt. Unter die wichtigsten Flüsse des Gebietes gehört außer der Elbe und Jser auch die Cidliua, welche am Tabor bei Lomnitz entspringt und bei Libitz in die Elbe mündet. An diesem Flusse liegt die wichtige Stadt Jici'n, eiust Wallensteins Hauptsitz. Eine Doppel- allee mit 1200 Linden führt von der Stadt nach Karthaus (Walditz). In der an Natur- reizen reichen Umgebung liegen auch Podhrad, Cista, Libau, Unterbautzen, Kopidlno und Rozdalowitz. An der Cidlina folgen Milicowes, Hochwefely, Smidar, Nenbidfchow, welches einst dem gleichnamigen Kreise den Namen gab, Chlnmetz mit dem Schlosse Karlskron und Zizelitz. Zu erwähnen ist noch der langgestreckte Zehnner Teich, welchen die Cidlina durchfließt. Auch löst sich bei Lustdorf von der Cidlina ein Kanal, welcher schon aus älteren Zeiten stammt und über Patek zur Elbe führt. Zwischen der Cidlina und der Oberelbe liege» Nechauitz, Miletin, die bedeutende Stadt Ho ritz, Belohrad und weiter im Gebirgskunde Nenpaka mit einem uralten Marienbild (anch Versteinerungen werden iu der Nähe gefunden), dann Pecka, Liebstadtl und Altpaka. Was ist wohl die Goldene Ruthe? So nennt man wegen ihrer großen Frucht- barkeit die Elbelandschaft bei Königgrätz gegen Jaromer und weiter längs der Aupa und Mettau bis Böhmifch-Skalitz und Neustadt. Die wichtigste Stadt dieses Gebietes ist die alte Stadt Königgrätz, ehedem der Sitz böhmischer Königswitwen, jetzt Bischofssitz, hoch gelegen in der Gabelung zwischen Elbe und Adler. Sehenswerth ist die Domkirche mit dem „weißen Thurm" in der Nähe. Er wurde 1574 aus Sandsteinquadern erbaut. Im Rathhause verwahrt man prähistorische Alterthümer. Besnchenswerth ist auch die Hügel- welle, auf welcher Neu-Königgrätz liegt. Von Johannisberg genießt man eine schöne Aussicht über die jetzt aufgelassene Festung mit ihren Erd- und Mauerwällen, sowie über die gartenähnliche Ebene. Westlich der Stadt erstreckt sich das Schlachtfeld von 1866 stundenweit über das Hügelland. Wie bei Trantenau und Jicln, so erinnern auch hier Einzel- und Massendenkmäler an eine schwere Zeit. Am genanntesten sind die Dörfer