Seite - 77 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14

77 an der Straße nur spärlich Ebereschen wachern. Am Ufer der Oberadler ist das Obst selten, nur Kirschen gibt es, welche gegen Ende August reifen. Die neuen Schulhäuser sind in dieser Gegend unten von Stein, oben von Holz, eine Bauart, welche die Gemächer im Winter wärmer hält. Derselben Rücksicht dienen die offenen Gallerien, welche hier um die drei äußeren Seiten der Dorfstuben laufen und im Winter verlegt werden. Ebenso auf- fällig sind die Schindelgiebel. In Grünborn bei Kronstadt herrscht viel Fremdenverkehr. Fahren wir von Senstenberg und Geiersberg mit der Bahn ostwärts, so gelangen wir nach Wetzdorf, Gabel und Wichstadtl, alle an der Stillen Adler. Zwischen diesem und Kunwald liegt Klösterle und Böhmisch-Petersdors. Folgen wir dagegen von Geiersberg auf der Bahn der Stillen Adler, so wird uns Wildenschwert und südwärts davon Böhmisch-Trüban aufnehmen, wo die Bahnstränge nach Olmütz und Brünn sich scheiden. Von Mähren her streicht ein Gebirgszug, auf welchem das Annabad schon in der Ferne unterschieden werden kann, gegen Norden, ein zweiter aber von der Ruine Landsberg gegen Süden, und bei Triebitz rücken sie so eng gegen einander, daß nur eine Senke bleibt, durch welche die Bahn gegen Olmütz vordringt. Früher genügte ein Tunnel, später mußte man die Bahn höher legen und sie durch einen tiefen Einschnitt führen. Für die Landskroner Gegend, besonders für den Schloßberg bei Rudelsdorf gestattet die Triebitzer Senke einen Durchblick über Abtsdorf nach Mähren. Gleichwohl ist der Schloßberg (435 Meter) nur um einen Meter höher, als die Bahnschiene bei Triebitz liegt. In einer sehr anmuthigen Gegend finden wir die Stadt Landskron. Die Hauptkirche zeigt noch den gothischen Stil. Auch steht in deren Nähe eine uralte Rotheibe. Beachtens- werth für den Fremden ist die eigenartige Tracht des Landvolkes, vielleicht auch der volks- thümliche Gesaug in der Kirche. In der Landskroner Landschaft sind zu nennen die Orte Weipersdorf, Nothwasser und Sichelsdorf, welches die älteste Bahnstation Böhmens ist. Über Olbersdorf, in dessen Nähe das Sazawathal gerühmt wird, gelangt man zu einer Schwedenschanze, und wer einige Anstrengung nicht scheut, der findet sich durch den schattigen Hügelwald nach dem von aller Welt abgelegenen Herbotitz, dessen ärmliche Holzhäuschen von origineller Bauart und mit wunderlichen Holzseueresseu gar idyllisch an dem stark rauschenden Grenzbach liegen. Wer einmal so weit ist, den wird es nicht gereuen, über Zotkittl und den Kessel- berg auf vielfach gewundenen Wegen gegen Schildberg in Mähren zu wandern und Einblick in eine herrliche Landschaft Mährens zu gewinnen, in welcher sowohl bei den Erhebungen wie auch bei den Vertiefungen des Bodens die krummen Linien ausnehmend vorznherrschen scheinen. Über Weißwasser gelangen wir nach Böhmen zurück, rechter Hand von Hügeln begleitet, einer schöner als der andere. In der Umgebung von Grulich gibt es viel Holzschnitzerei. Der Marienberg, welcher früher von Serviten bewohnt war,