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Königsaal einen südwärts gerichteten Bogen bildet. Um ihr Thal und das Brdygebirge
kennen zu lernen, wollen wir eine Fahrt mit der böhmischen Westbahn bis Pilsen unter-
nehmen, da diese Bahn durch das untere Berannthal und um den nördlichen Fuß des
Brdygebirges herum geführt worden ist.
Nachdem die böhmische Westbahn in der tischgleichen saaten- und wiesenerfüllten,
aber theilweise sumpfigen Niederung, die sich zwischen Radotin und Königsaal ausbreitet
uud durch welche die wegen ihrer häufigen Anschwellungen gefürchtete Beraun in vielfach
gefchlängeltem Laufe zwischen Weidengebüsch ihrer Mündung entgegeneilt, diesen Fluß
überschritten hat, tritt sie in dessen eigentliches Thal ein, dem sie, am rechten Ufer
hinlaufend, bis zur Stadt Berauu folgt. Schon die erwähnte Niederung erscheint gegen
Süden von einem mit Eichengebüsch bekleideten Höhenzug begrenzt, welcher bald höher
anschwellend sich in einen dicht bewaldeten, steil ansteigenden Bergwall von welligen
Contonren umgestaltet, der jenseits der Station Revnitz hart an das Berannufer herantritt.
Er ist der nördlichste Ausläufer des Brdygebirges, der diesen Theil des Flußthals
umgürtet. Sein östlicher Vorsprung gegen das Moldauthal wird von einem unbewaldeten,
mit dem St. Gallikirchlein gekrönten Kamm gebildet, an dessen Fuße die weißen Häuser
und das stattliche dem Fürsten von Öttingen-Wallerstein gehörige Schloß der alten Stadt
Königsaal zwischen Obstbäumen hervorleuchten. Bis Revnitz ist das Berannthal breit,
seine flache Sohle von fruchtbaren Saatfeldern, Obstpflanzungen und Wiesen erfüllt,
zwischen denen sich der breit dahinströmende Fluß mit starkem Gefälle in anmuthigen
Krümmungen hinwindet. Gegenüber der mit gemischter Nadelwaldung bedeckten Berg-
kette, an deren Fuße am Ausgang lauschiger Waldschluchten die von eleganten Villen
umgebenen Dörfer Vsenor, Dobrichovitz und Revnitz, beliebte Sommerfrischen der
Prager, liegen, erheben sich hüglige, theilweise mit Birken und Eichen bewaldete und mit
freundlichen Ortschaften bestreute Höhen. Allenthalben bemerkt man Anpflanzungen von
Obst-, besonders Zwetschkenbäumen. Bald ober Revnitz verengt sich das schöne Thal
bedeutend, indem auch die jenseitigen, hier kahlen Höhen bis dicht an das linke Flußufer
herantreten. Nicht lange, so öffnet sich dort eine Thalschlucht, in deren waldigem Hinter-
gründe die stolze Burg Karlstein sich Plötzlich zeigt, um ebenso schnell wieder zu ver-
schwinden. Nun wird das Thal immer enger und gewundener und erscheint bald von steilen
Kalkfelsen eingeschlossen, welche jenseits stellenweise bis in den sehr zusammengezwängten
Fluß fast senkrecht abstürzen und viele Höhlungen enthalten. Plötzlich erweitert sich das
Thal zu einem geräumigen, von anmuthigen, theilweise bewaldeten Höhen umgebenen
Becken, in dessen Schoß auf einer von der hier in die Beraun mündenden Litava gebildeten
Halbinsel sehr malerisch die ehemalige, von alterthümlichen Thürmen überragte Kreis-
stadt Beraun liegt. Zwei steinerne Brücken verbinden die häufigen Überschwemmungen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch