Seite - 80 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 80 -
Text der Seite - 80 -
80
ausgesetzte Stadt mit dem linken Ufer der Beraun und dem rechten der Litava, wo sich
der Bahnhof befindet.
Bevor wir das Berannthal weiter verfolgen, wollen wir einen Blick auf das hüglige
Plateau werfen, dessen Steilabstürze das linke Ufer des Flusses zwischen Revuitz und
Beraun umsäumen und das sich gegen die Stadt Beraun hin terrassenförmig abdacht. Hat
man diese hohe Terrasse erstiegen, welche herrliche Aussichten über das Berannthal und
auf die gegenüber im Westen sich erhebenden Kämme und Höhen des größtentheils mit
Wald bedeckten Platean darbietet, welches den weiten Raum zwischen der Beraun und
Litava erfüllt, so gelangt man durch anmuthiges bebuschtes Hügelgelände in einen schönen
Buchenwald, aus dem heraustretend man plötzlich zu Häupten eines tiefen romantischen,
von üppiger Vegetation ausgeschmückten Felsenkessels steht. Hier liegt unter hohen
senkrechten weißen Kalkselswänden das ehemalige Benedictinerstist St. Ivan mit dem
gleichnamigen Dorfe. Eine dreistündige Wanderung führt aus diesem höchst pittoresken
Kessel, wo man sich in die Kalkalpen versetzt wähnen kann, durch schattige Eichenwälder
und eine malerische Wasserfälle bergende Waldschlucht durchquerend nach Karlstein, dessen
Schloßthurm, lange bevor man das enge Thal erreicht, wo diese Burg auf einem Felsen-
vorsprung liegt, aus der waldigen Tiefe emporsteigt.
Bei der Station Beraun verläßt die böhmische Westbahn das Berauuthal. Will man
letzteres weiter kennen lernen, so muß man die sich hier abzweigende Rakonitzer Bahn
benützen, welche, nachdem sie die Beraun auf einer langen Gitterbrücke überschritten und
die Stadt umkreist hat, in das enge romantische Thal einbiegt, aus dem die Berauu hervor-
strömt. In diesem oft schluchtenartig verengten Thale, wo der Fluß viele Stromschnellen
bildet, läuft die Bahn erst am linken, später am rechten Ufer bis gegen die Mündung des
Rakonitzer Baches hin, wo sie das Berannthal wieder verläßt. Zu den interessantesten
Punkten dieses Thalabschnittes gehören die Ortschaften Alt- uud Neuhütten mit den
großen Fürstenberg'schen Eisenwerken und das auf einem felsigen Vorsprung bei Neu-
hütten gelegene Schloß Nischburg, welches jetzt das an Prähistorischeu Funden aus der
Umgegend, namentlich auf dem Berge Hradiste sehr reiche Fürstenberg'sche Museum
enthält. Nachdem die Bahn die Beraun zum zweiten Male passirt hat, geht sie durch einen
Tunnel in das Thal des bei Roztok mündenden Rakonitzbaches hinüber. Beim Austritt aus
dem Tunnel wird man nicht wenig überrascht durch den plötzlichen Anblick der ursprünglich
königlichen, jetzt Fürstenberg'schen Burg Pürglitz, welche auf einem vom Rakonitzbach
umschlossenen Felsvorsprung thronend uud umgeben von höher anschwellenden Waldbergen
ein überaus prächtiges Bild darbietet. Im weiteren Verlauf ist das Berauuthal meist sehr
eng, von felsigen Hängen begrenzt, ja zwischen Roztok und Skrei, wo das Waldgebirge von
Zbirow an das rechte Ufer herantritt, eine wildromantische, stellenweise unzugängliche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch