Seite - 95 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
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romantische, nur Mühlen und Spiegelschleifen bergende Waldschlucht verwandelt, welche
sich südwärts zwischen den Platter- und Fuchsberg tief in das Gebirge als Längenthal
hineinzieht. Oberhalb Bischofteinitz fällt der am Lissaberg entspringende Schleifenbach (im
unteren Lanf Podhay genannt) in die Radbnsa. Am Schleifenbach liegt das Städtchen
Ronsperg, vou wo aus man in anderthalb Stunden durch das anmuthige Bachthal
uach dem am südöstlichen Fuße des steilen Lissabergs in einem geschützten Felswinkel
gelegenen Pfarrdorfe Stocka», einst berühmt wegen seines längst aufgehobenen Augustiner-
klosters, gelangt. Südwestlich davon ragt der Hirschstein (876 Meter) empor, gekrönt
mit einer sagenumwobenen Burgruine, deren Westthurm eine prächtige Aussicht gewährt.
Nordwärts lagert in nächster Nähe der Lissa uud südöstlich erheben sich der Schauerberg
(vulFv Kniebrecher!), sowie die abenteuerlich übereinander geschichteten Gneisblöcke des
Großen und Kleinen Fels. Südwärts ragt die düsterbewaldete Gebirgsmasse des Cerchov-
stockes jenseits eines weiten Thalkessels empor, in dessen Schooße mehrere Ortschaften
umhergestreut liegen, deren bedeutendste den ominösen Namen Wassersuppen trägt.
Südwestwärts schaut man weit in die lachenden Gefilde Baierns hinein, während ostwärts
der Blick bis zur Burg Radina dringt. Von Bischofteinitz geht auch eine Ärarialstraße
südwestwärts nach dem Markte Kleutsch, von wo aus mau den wenig Aussicht
darbietenden Gipfel des Cerchov erklimmen kann.' Ein steiler Weg führt von dort hinab
in das romantische Thal der Kalten Bastritz, wo die große Glashütte Fichtenbach in
idyllischer Waldeinsamkeit nahe der Landesgrenze liegt.
Der Paß von Nengedein und der südliche Böhmerwald. Die Gebirgs-
nmwallung Böhmens zeigt an ihrer südwestlichen Seite eine breite, ein natürliches offenes
Thor zwischen Böhmen und Baiern darstellende Lücke. Diese von der Hochebene von
Furth ausgefüllte Lücke, welche nordwärts von den Vorsprüngen des Cerchov, südwärts
von dem Hohen Bogen begrenzt erscheint, wird böhmischerseits der Paß v on Neugedeiu
oder Neumark genannt. Sie ist von jeher der Hauptzugang nach Böhmen gewesen und
deshalb zum Schauplatz vieler blutiger Kämpfe geworden. Über sie hinweg führt sowohl
die alte Prager Reichsstraße als die böhmische Westbahn nach Baiern. Nachdem letztere
von Pilsen aus das große hüglige, mit Eisenwerken, Schachthäusern und Fabriken
bestreute Steinkohlenbecken von Nürschau durchschnitten und das prächtige, weithin
sichtbare Schloß Chotieschau (einst Norbertinerinnenkloster) Passirt hat, gelangt sie bei
Staab an das Radbusathal, an dessen waldigen Hängen sie bis Stankau bleibt. Hier
tritt sie in das Thal des Rubriuabachs über, wie der untere Lauf der Warmen Bastritz
bis Taus genannt wird. Diese alte, von der Bastritz durchflössen« Stadt liegt, von
Gärten umringt, in einer weiten Thalmulde und bietet von Osten her mit den blauen
Bergen des nördlichen Böhmerwaldes im Hintergrund, ihren stattlichen Gebäuden und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch