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Unterhalb von Unter-Wnldau (723 Meter) bei Wadetstift beginnt die Moldan-
thalmnlde schmäler zu werden, indem die Abhänge des St. Thomagebirges und einej:
gegenüberliegenden niedrigeren, ebenfalls granitenen Bergkette, die sich bis gegen Hohen-
furth und Rosenberg erstreckt, an die Moldau herantreten. Nachdem diese das schöne, von
Waldbergen umschlossene Thalbecken des Marktes Friedberg passirt hat, tritt sie in ein
enges Waldthal ein, das sich bei dem mit einer uralten gothischen Kirche geschmückten
Dorfe Heurasfl wieder erweitert, unterhalb Kienberg aber in eine wildromantische
Felsenschlucht verwandelt, über deren stark geneigte, mit zahllosen durcheinandergewürfelten
Granitblöcken erfüllte Sohle der eingezwängte schwarze Fluß in malerischen, goldgelb
schäumenden Cascaden hinabtobt. Das sind die berühmten Moldaufälle der Teufels-
mauer, wie die wild zerklüftete Felsmauer des rechten Ufers genannt wird. Über dem
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linken Ufer erhebt sich hier der Kienberg (Hirschberg, 930 Meter), welcher nächst dem
Golitschberg (984 Meter) im Osten von Friedberg der höchste Gipfel des erwähnten
Parallelgebirges ist. Anderthalb Stunden unterhalb der Teufelsmauerschlucht liegt dqs
hochberühmte und reiche Kunstschätze bergende Cistercienserstist Hohenfurth auf einem
Granitsockel hart über dem rechten Flußufer nahe bei der kleinen gleichnamigen Stadt in
dem hier wieder weiten, von kiefernbewaldeten Bergen eingefaßten Moldauthal. Sie bietxt ^
von Nordosten her, wo hohe Waldberge den Hintergrund des von dem gothischen Thurme
seiner Kirche hoch überragten umfangreichen Stiftes bilden, ein ungemein malerisches Bisd
dar. Stadt Hohenfurth liegt an der von Krumau nach Leonselden inOberösterreich führenden
Straße, welche von Krninan aus fortwährend am Ufer der Moldau hinläuft. Diese, von
Hohenfurth an ein stattlicher Fluß, tritt bald in das erwähnte Querthal ein, welches bis
Krnman fast ununterbrochen zwischen meist waldigen Bergen eingeschlossen und streckenweise
mit malerischen Felspartien geschmückt ist. Die Perle dieses Thals ist die auf steilem, vou
der Moldau umflossenem Felsenberg der gleichnamigen Stadt (527 Meter) gegenüber
thronende Burg Rosenberg, die Stammburg des einst so mächtigen Dynastengeschlechtes
der Roseuberge, welche namentlich von Süden her, wo hohe Waldberge hinter ihrem von
zwei Thürmen überragten Hänsercomplex emporsteigen, eine überaus pittoreske Ansicht
gewährt. Nach vierstündiger Thalwanderung gelangt man von hier nach Krnmau, der
Hauptstadt des Böhmerwaldes und Residenz des Fürstenhauses Schwarzenberg, dem der
größte Theil des Böhmerwaldes gehört. Die alterthümliche Stadt hat eine höchst eigen-
thümliche Lage, indem hier die zwischen hohe steile Felsufer eingeengte Moldau drei
Krümmungen bildet,dereuSchlingen sich einander sehr nähern und stellenweise als förmliche
Felsenklammen erscheinen. Zwischen und an diesen Schlingen sind die Schwesterstädte
Krumau und Latron erbaut, verbunden unter sich durch sechs meist hochgespannte Brücken,
während fünf Vorstädte sich theilweise an den steilen felsigen Hängen der linken Thalwand
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch