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Ain rechten Ufer des Schwarzaubachs und gegen die Maltsch zu streicht ein Wald-
gebirge, das seine größte Höhe in den zwei durch einen Kamm verbundenen Gipfeln
Kohont und Hohenstein erreicht. Sowohl der erstere als auch das am Rande dieses Hoch-
landes gelegene Dorf Johannesberg sind weit sichtbar. Gegen Norden fällt das Gebirge
in das Thal von Schweinitz ab. Diese Stadt gehört zu den bedeutenderen Südböhmens
und ist weit und breit bekannt wegen der dort abgehaltenen Viehmärkte. Ihr Hanptschmuck
ist die hohe im gothischen Stil erbaute Kirche zu Maria Himmelfahrt, ein Werk der
Rosenberge. Schließlich wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß das Hochland zwischen der
Moldau und Maltsch seine größte Höhe im Roidnerberg (918 Meter) erreicht, der eine
interessante Fernsicht bietet.
Die fruchtbare Budweifer Ebene gewährt einen überraschenden Anblick, wenn man
den südlich von der Bahnstation Zamost befindlichen Durchschnitt verläßt; denn der
stufenweise sich erhebende Hintergrund kann am besten von da beobachtet werden. Von
Alleen nach allen Seiten hin durchschnitten hat sie im Hintergrund de» majestätisch sich
erhebenden Schöninger und die westwärts sich hinziehenden bewaldeten Höhenzüge. Von
der Wittingauer Ebene trennt sie der Höhenzug, auf dem Gutwasser und die einst als
Bergstadt bedeutende Rudolphstadt liegen.
Bndweis , am Zusammenfluß der Moldau und Maltsch gelegen, das kirchliche
Centrum von Südböhmeu, kann seiner Bedeutung nach füglich als die Hauptstadt von
Südböhmen bezeichnet werden. Seine Anlage gleicht jener der meisten Ottokar'schen
Gründungen. Auf dem viereckigen Ringplatz, dessen Seitengassen in rechten Winkeln
auslaufen uud sich ebenso mit den Quergassen schneiden, sieht man auch das einstige, jetzt
schon seltene Wahrzeichen der Städte, die steinernen Lanbgänge. Nördlich und östlich
von der alten ursprünglichen Stadt haben sich infolge der regen Verkehrsverhältnisse der
Gegenwart große, in lange Zeilen auslaufende Stadttheile gebildet. Eine Zierde der Stadt
sind die schönen Anlagen, welche die Nordostseite der Altstadt von den neuen Stadttheilen
trennen. Die Stadt wird hoch überragt von dem weit sichtbaren, im XVI. Jahrhundert
erbauten Thurme der Kathedral- und Pfarrkirche zu St. Nikolaus, welcher jedoch bei
Kunstverständigen weit weniger Interesse erregt als die im gothischen Stil erbaute Marien-
kirche, welche an den ebenfalls schönen Kreuzgang des ehemaligen Dominicanerklosters
(späteren Piaristen-Kollegiums) stößt. Die seit jeher katholische Stadt hat gegen die
Bestrebungen der Husiten und Protestanten andauernden Antagonismus bewiesen nnd
wurde oft von Herrschern wegen ihrer Treue ausgezeichnet; ebenso ist sie seit Jahrhunderten
und noch jetzt wegen ihrer Gewerbetüchtigkeit bekannt.
Die Gegend unterhalb Bndweis ist auch eine Ebene, unterscheidet sich aber durch
Wiesenflächen, üppigen Baninwnchs und glitzernde Teichslächen von der Bndweiser Ebene,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch