Seite - 126 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 126 -
Text der Seite - 126 -
126
welche großentheils von Ackerland bedeckt ist. Den lieblichsten Anblick gewährt die
Franeuberger Ebene entweder von Frauenberg selbst oder von dem Hosiner Höhenzug.
Am Ende der Ebene erhebt sich an der Moldau Schloß Frauenberg, der berühmte
Sommersitz der älteren Linie des Hauses Schwarzenberg, auf dem Endpunkte einer Anhöhe,
welche mit fürstlichem Aufwand in einen prachtvollen Park umgewandelt ist. Unweit
davon am Ufer des Mnnitzer Teiches liegt inmitten schöner Parkanlagen das Jagdschloß
Ohrada mit sehenswerthen Sammlungen naturhistorischer Gegenstände, welche dem
weiten Gebiet der Schwarzenberg'schen Domäne angehören.
Von Frauenberg gegen Norden fließt die Moldau durch ein meistentheils nur mit
wohlgepflegtem Wald bedecktes Hochland, dessen Höhe nach und nach gegen Moldanthein
abnimmt; auch die Ufergehänge, mit steilen Felsmassen wechselnd, werden niedriger und
verwandeln sich in langsam gegen den Fluß abfallende Feldfluren. An einem solchen
sanften Gehänge und theilweise im ebenen Thale liegt Moldanthein, ein wichtiger
Stapelplatz für den südböhmischen Handel, soweit er mittelst Schiffahrt auf der Moldau
betrieben wird. Unterhalb dieses Ortes vereinigt sich mit der Moldau die Luznitz und nun
fließt der so verstärkte Moldaufluß mit wenigen Windungen in einem mit Dörfern und zahl-
reichen Einschichten uud Mühlen belebten Thale Klingenberg zu. Oberhalb des Dorfes
Eerweua ist die kühn construirte Brücke der Transversalbahn über den Fluß gespannt.
Von diesem Punkt an wird die meistentheils mit Wald bewachsene Uferlandschaft inter-
essanter und erreicht ihre größte Schönheit bei Klingenberg und Worlik. Ersteres ist
eine auf einer steilen Felszunge gelegene Burgruine, welche zwischen Felsen und Wald-
gehängen versteckt, von Kunstkennern wie von Naturfreunden vielfach besucht wird. An
der nördlichen Seite des Burgberges, der sich hier, minder steil abfallend, keilförmig
erweitert, ist der Vereinigungspunkt der Moldau und Wotawa und man kann ihre ver-
schieden gefärbten Gewässer eine geraume Strecke friedlich nebeneinander fließen sehen.
Von steilen Waldlehnen eingeschlossen wendet sich der Fluß durch ein ziemlich
belebtes Thal der Ortschaft Zdakow zu. Eine gute Straße führt von da den Berg hinauf
nach Worlik, welches auf diesem Wege früher erreicht werden kann als am Flußufer,
da sich der Fluß um den langgedehnten und schmalen, aber hohen Bergrücken Hradce
windet. Der sich nach Passirnng dieses landschaftlich schönen Umweges darbietende Anblick
ist der schönste, welchem man auf der Thalfahrt von Budweis bis Prag begegnet. Auf
senkrechter hoher Felseuwaud thront das weiße Gemäuer des Schlosses, welches der, wenn
auch nicht beständige, doch vorzügliche Sitz der jüngeren Linie des Hauses Schwarzenberg
ist, und hohe Waldgebirge, steile Felspartien und sorgfältig gepflegte Parkanlagen
umrahmen das schöne Landschaftsbild, welchem der still dahinziehende Fluß erhöhten
Reiz verleiht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch