Seite - 138 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Bild der Seite - 138 -
Text der Seite - 138 -
138
so gelangt man zum altehrwürdigen Kloster Mühlhausen (MIevsko) mit seinen
zwei bedeutenden, im romanischen Stil erbauten Kirchen. Ohne gerade großartige, durch
Wechsel von Formen überraschende Formationen zu besitzen, gewährt dieser Theil Böhmens
doch einige artige und den Genügsainen ansprechende Landschaftsbildchen, besonders am
Bach Smutna. Einen angenehmen Wechsel bieten neben den minder gepflegten Bauern-
wäldern jene der Großgrundbesitzer durch das saftige Grün und den darin waltenden
Ordnungssinn.
Nördlich von Tabor erhebt sich allmälig der Chotowiner Höhenzug, auf dessen
höchstem Punkte (559 Meter) die weithin sichtbare Pfarrkirche von Chotowin steht. Von
diesem Punkte genießt man eine schöne Aussicht, sofern sie nicht von größeren Höhen,
insbesondere von den Kuppen Bukowice (657 Meter) und Dehetnik verdeckt ist. Am Fuße
des letzteren liegt das Städtchen Borotin und unweit davon die zerstörte Burg Borotiu,
wohin Grillparzer die in der „Ahnfrau" dramatisch geschilderte Begebenheit verlegt. Die
westliche Fortsetzung ist das Jistebnitzer Gebirge, in dessen Einsattlung das Städtchen
Jistebnitz liegt, welches deshalb mit seiner alterthümlichen Kirche erst dann gesehen wird,
wenn man sich den ersten Häusern nähert. Dagegen ist die oberhalb der Stadt gelegene
St. Magdaleueukirche (635 Meter) meilenweit sichtbar. Von dem erwähnten Choto-
winer Höhenzuge erstreckt sich der Milciner Höhenzug, so genannt von der am östlichen
Abhang gelegenen Stadt Milein, welche an nnd für sich sammt der alterthümlichen Pfarr-
kirche hoch gelegen ist, aber von dem kahlen knppensörmigen Calvarienberg bedeutend
überragt wird.
Ostlich von Tabor erhebt sich die Gegend zuerst allmälig, später rasch zu dem
Dnber Bergrücken, an den sich andere Höhen (bis 701 Meter) anschließen. Unterhalb
desselben liegt das „Bergstadtl Ratiboritz" mit einem alten Silberbergwerk. Die Süd-
abhänge verflachen sich bei Cheynow und enden in eine steile Landzunge, auf der das
Schloß, der Mittelpunkt einer weitläufigen fürstlich Schwarzenberg'schen Besitzung, steht.
Das südlich von dieser Gruppe gelegene Hochland hat seine größte Erhebung in dem
Waldrücken Chaustnik, welcher sich oberhalb des Dorfes Chnstnice steil und schroff erhebt
und auf seinem Kamme mächtige, nackt emporsteigende Felsblöcke trägt. Von dem Punkt,
wo die malerischen Ruinen der Burg Chaustnik thronen, genießt man eine reizende Aussicht
bis zu den Gebirgen von Gratzen und dem Böhmerwalde. Von da streicht der Rücken
gegen Nordosten und verslacht sich iu den Höhen des Dorfes Kree, dessen blinkender
Kirchenthurm von weitem sichtbar ist. Sein rauhes Klima äußert sich auch bei der
nahen, aber etwas tiefer gelegenen Stadt Cernowitz und gab Anlaß zu dem Sprichwort:
II Üernovie u kkeee ckiv se ?ima nsvzitsöe (bei Cernowitz und Kree ist es ein Wunder,
daß der Winter nicht des Teufels wird). Nördlich von Cernowitz streicht ein waldbedeckter
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch