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Kirchenbauten und Thürme, während das ehemalige Schloß bereits lange auf das Nivean
eines Wohnhauses herabgesunken ist. Die Umgegend ist einförmig. Gegen Osten erhebt sich
der bewaldete Berg Kremesnik (767 Meter), auf dessen Gipfel sich ein Dörfchen mit der
Wallfahrtskirche zur heiligen Dreifaltigkeit befindet. In geringer Entfernung von derselben
ist eine gewöhnlich nur im Frühsommer hervorbrechende Quelle, deren Wasser vom
Landvolk als wunderthätig gepriesen wird. Unterhalb Pilgram vereinigt sich die Bela
mit einem Bach und heißt sodann Zeliwka von dem an ihr gelegenen Stift Seelau
(^elivo, eigentlich Siloe). Diese sehr alte Gründung hat nicht nur die Stürme der Hnsiten-
kriege überwunden, sondern auch die Zeit des Pfandbesitzes, da hier weltliche Herren
hausten, überdauert. Neben dem weitläufigen Couveutgebäude und der im Barockstil
großartig ausgebauten Kirche besteht hier auch das Twrz genannte alte Schloß der
Pfandbesitzer. Unterhalb des Stiftes vereinigt sich mit der Zeliwka der vom hohen Wald-
kamme Straziste (744 Meter) herabfließende Bach Trnawa, nachdem er noch einen zweiten,
ebenso benannten und von Wobratain kommenden Bach aufgenommen hat. Auf der Hoch-
fläche zwischen beiden liegt die Stadt P atzau (?aeov) derart, daß ihre beiden Hälften die
Abdachungen einer Einsattlung einnehmen, weshalb sich das Schloß mit Schloßkirche und
die St. Barbarakirche, welche beide an den Endpunkten stehen, einander auf den höchsten
Stellen entgegenstehen. Die am Ring befindliche St. Michaeliskirche, um das Jahr 1410
erbaut, ist ein in seiner Art eigenthümliches und höchst interessantes Bauwerk. Zum
Gebiete der genannten Bäche gehört auch das südlich gelegene Schloß Kamen, welches, auf
einem der Hochfläche entsteigenden Felsenwürfel stehend, die Umgegend beherrscht.
Abwärts fließt der vereinigte Bach Trnawa durch ein hübsches Thal gegen Horepnik, ein
zellenförmiges Städtchen, sodann unterhalb des Marktes Roth-Recitz, dessen alter-
thümliches Schloß in mancher Hinsicht merkwürdig ist, und mündet unterhalb des Stiftes
Seelau in die Zeliwka. Auf- und abwärts von Seelau ist das Thal des Flusses wegen der
felsigen Waldlehnen hübsch und behält diesen Charakter bis Zahradka. Von da an werden
die Ufergelände sanfter, wenn auch stellenweise steil und felsig; nach einigen Windungen
fließt die Zeliwka zwischen den Ortschaften Unter- und Ober-Kralowitz und vereinigt sich
sodann unter dem Dorfe Sautitz mit der Sazawa.
Die Gegend westlich von der Zeliwka besitzt im Allgemeinen den schon besprochenen
Charakter des wellenförmigen Hochlandes, auf welchem sich hier und da Berge zu größerer
Höhe erheben. Viel mannigfaltiger dagegen erscheint das Flußgebiet der Blauitz. Zwar
ist seine Gestaltung auch wellenförmig, aber es ist viel reicher an isolirten Kuppen als die
vorigen Partien. Aus tiefen Sohlen, in denen die Dörfer auf grünen Matten malerisch
gelegen sind, steigen die Anhöhen entweder wellenförmig oder in hohen Kuppen, mitunter
auch kegelförmig empor. Den Reiz dieser Landschaft erhöhen die Wälder, welche die meisten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch