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Doubrawa ist ursprünglich ein unbedeutender Abfluß einiger Teiche, welcher dann durch
ein aus aufgelassenen Teichen entstandenes Wiesenthal fließt. Den weiteren Lauf hat sie
durch eine Schlucht des nordwärts gelegenen Hochlandes gewählt und fließt durch ein
steiniges, enges Thal, eingeschlossen von waldigen Gehängen, die mitunter zu Kuppen sich
emporheben, mitunter pittoresk gebildete, senkrecht emporsteigende Felsmassen bilden.
Interessant sind die Felsen Üsrlüv stolek (Teufelstisch) und die Burgstätte Sokolow.
Westlich von diesem Thale ist eine Hochfläche, auf der die Stadt Chotebor liegt. Eine
Eigenthümlichkeit der östlichen Umgebung ist das in verschiedenen pittoresken Formen
hervorragende Gestein. Am interessantesten ist die Felsmasse Koukalka, von der sich eine
hübsche Aussicht darbietet. Bei Libitz tritt die Doubrawa in das schon anfangs erwähnte
Thal und verfolgt im Ganzen eine nordwestliche Richtung. Unterhalb Ronow, dessen
regelmäßige Anlage auf eine Gründung zu Anfang des XIV. Jahrhunderts hinweist,
schlägt der Fluß die westliche Richtung ein und krümmt sich durch ein enges Thal mit
steilen Gehängen, welches den auf der Ebene von Caslan Kommenden ungemein überrascht.
Auf einer hohen Erdzunge, um die sich der Fluß windet, steht das schöne Anersperg'sche
Schloß Zleb, aus einem alten Schloß in eine moderne Burg im gothischen Stil um-
gebaut. Unterhalb des Schlosses mündet in den Fluß die Hostaeowka, welche wieder durch
die Doubrawa verstärkt wird. Jene kommt aus der Gegend von Goltsch-Jenikan, diese
aus der Gegend von Wilimow, bei dem einst ein bekanntes, unter dem Namen Wilhelms-
zelle gegründetes Benedictinerstift stand. Von Hleb abwärts fließt die Doubrawa durch
die Caslauer Ebene gegen Sehuschitz, bei dem sich ein weiter und schöner Thiergarten
befindet, und fällt sodann in die Elbe bei dem wegen seiner alten Kirche denkwürdigen
Dorf Zabor.
Wir wollen nun noch den Nordrand des geschilderten Gebietes betrachten, um
dann zu den Elbelandschaften überzugehen. Die an dem Zusammenfluß der Stillen Adler
und des Trübauer Baches liegende Stadt Wildenschwert (Üsti) entstand im XIII. Jahr-
hundert, da die umliegende Gegend noch mit dichtem Walde bedeckt war. Die bisher topisch
benannte Stelle Usti (d. i. Mündung) erhielt nach Gründung der Stadt den Namen
Wilhelmswerde von dem Gründer Wilhelm von Dürnholz. Theilweise ist sie im Thal
gelegen, theilweise sind ihre reinlichen Häuser mit der sie überragenden Kirche in den
Abhang des Hochlandes hineingebaut; die Anlage ist übrigens regelmäßig. Das Wiesenthal
abwärts an der Adler bildet eine Krümmung im rechten Winkel, ein Hochland umfließend;
es ist ein stilles, von hohen Waldlehnen eingeschlossenes Thal, das auch während der
trockenen Jahreszeit durch sein saftiges Grün erquickend wirkt. Diesen Charakter behält es
bis Brandeis au der Adler, dem schönsten Punkt dieser Strecke. Südwärts wird das
mäßig breite Thal durch die steilen Abhänge der Waldhöhe Klopoty eingeschlossen und von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch