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Chotufitz und das Gloriet bei Lochy, aber am schönsten sind (abgesehen von den Partien im
Eisengebirge) die südwärts hinter Tnpadl und Krchleb gelegenen Gegenden. Das an der
Wasserscheide der Sazawa und Elbe gelegene Hochland fallt hier gegen die Ebene schnell
ab, so daß die Unterschiede während einer Wegstunde circa 100 Meter betragen. Ein
schöner Punkt ist die Felsenkuppe l'isä skäla (392 Meter) oberhalb Bracitz. Westwärts
davon wird dieses Hochland von einem von Zbejsow herabkommenden Bach durchflössen;
sein Durchbruch von der Doudower bis zur Jausker Mühle bildet ein tiefes enges Thal,
das an Wildheit dem oberen Thale der Donbrawa gleicht. Die einförmigste Partie ist die
Ebene nördlich von Caslan gegen Chotusitz, das Schlachtfeld vom Jahre 1742.
Die am westlichen Rande des Easlauer Beckens gelegene Stadt Kuttenberg
gewährt mit ihren vielen Thürmen und der theilweise amphitheatralen Lage ein wahrhaft
mittelalterliches Städtebild, dem nur noch die Mauern und Thore fehlen. Die Anlage
der Stadt ist eine ganz unregelmäßige; es ist eben zu sehen, daß man ohne Plan nach dem
augenblicklichen Bedarf und flüchtig weiter baute, beiläufig in der Art, wie auch moderne
Städte bei sehr günstigen Commuuicatiousverhältnissen aus kleinen Anfängen plötzlich
heranwachsen. Auf dieses schnelle Wachsthum zu Ende des XIII. Jahrhunderts, welches
durch Entdeckung reicher Silberadern hervorgerufen wurde, folgte ein hundertjähriger
Zeitraum bedeutender Entwicklung, wo der Segen des Silberbergbaues der Krone und
den Einwohnern gewaltige Schätze eröffnete. Knttenberg wurde die erste Stadt nach Prag,
so daß man seiner Bürgerschaft stets eine bevorzugte Stellung einräumte. Auch das zweite
Jahrhundert seines Bestehens brachte Kuttenberg zu großer Blüte, wenn es auch schon
etwas zurückging, aber im dritten Jahrhundert zeigten sich bereits Merkmale des Verfalls.
Ans seiner Blütezeit stammt die Perle altböhmischer Baukunst, die am südlichen Ende
der Stadt stehende St. Barbarakirche, dann die imposante St. Jakobskirche mit einem
schlanken hohen Thurm, welche hoch ober dem Thal des Kuttenberger Baches emporragt
und daher auch nach altböhmischer Bezeichnung koste! (Hochkirche) heißt, und
die Kirche zu Mariä Himmelfahrt (na Xämöti) mit hohem Thurm. Ergänzt wird dieses
eigenartige Bild Kuttenbergs noch durch die Massen des ehemaligen Jesuitencollegiums
und des Ursulineriunenklosters, durch den ehemaligen wälschen Münzhof (VlaskF ckvür),
wo die Könige residirten, mit seinen verschiedenartigen, mitunter kunstvollen Denkmälern,
das Schulhaus Hradek (einst Patriziersitz) und das Rathhaus (kamenn? dum).
Die nächste Umgebung Kuttenbergs ist zwar fruchtbar, aber einförmig. Mit Aus-
nahme des Gangberges und des Berges Wyfokä ruht das Auge nur auf wellenförmigen
Erhöhungen oder einförmigen Ebenen, welche jedoch wegen ihres Baumreichthums keines-
wegs zu den „trostlosen" gehören und reich an historischen Erinnerungen sind. In der
unmittelbaren Nähe der Stadt liegen die Räumlichkeiten des ehemaligen Cistercienserstiftes
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch