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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Seite - 169 -
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169 einer Lanzenspitze aus Bronze, dabei ein Menschenschädel — die Reliquie des ältesten geschichtlich nachweisbaren Pragers! Die Gegenstände gehören der 1>a I'ene-Zeit an, also einer Periode, die schon ziemlich weit herwärts von dem uranfänglichen Steinalter liegt, doch immer noch um einige Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung zurück- zusetzen ist. Die Herkunft der meisten dieser jüngeren Artefacte aus einheimischer Gewerbs- thätigkeit ist durch Gußmodelle, Rohguß und Halbfabrikate sichergestellt. In der urältesten Zeit gab es für den Menschen nur den Kampf gegen die Natur- kräfte, gegen die Thiere der Wilduiß, gegen nachbarliche Angriffe. Es kamen die großen Völkerwanderungen, als deren erste die glaubhafte Geschichte den Zug der Kelten ans dem übervölkerten Gallien (um 388 v. Chr.), dann jenen der Cimbern und Teutonen von den Gestaden des baltischen Meeres (um 113 bis 101 v. Chr.) verzeichnet, und da kam das Bedürfniß des Massenschutzes, der Massenvertheidigung auf. So entstanden jene Stätten, welche mit altehrwürdiger Bezeichnung im Volksmunde als kraäiste (kraäiti — schützen) zu einem großen Theile bis auf den heutigen Tag bekannt sind. In der Umgegend der Moldau, mit der wir uns hier des nähern beschäftigen, zeigen sich Spuren von derlei Ringen in der Särka, am Rivnäc, bei Zämky, bei Levy Hradec und andere. Das unruhige Völkergeschiebe hat allmälig ein Ende gefunden; die ausgedehnten Schutzwerke haben ihre Bedeutung verloren, sie nehmen jetzt den Charakter von Wohn- und Schirmstätten der Stammes- oder Gau- (Zupeu-) Fürsten an, sie werden an Umfang kleiner, gedrungener, sie heißen jetzt kraä (polnisch ssroä, südslavisch Zra<Z), ilraÄse, krätlek. Hiermit sind wir bei jenem Zeitpunkt angelangt, in welchen die Sage — von der Einwanderung Cechs „über drei Flüsse" abgesehen — die Gründung Prags versetzt. Aus dem Halbdunkel der Vorzeit schimmert uns, in der Mitte des Landes um den Unterlauf der Moldau gruppirt, eine Reihe von Burgen hervor, die zugleich Fürstensitze sind, uralten Ursprungs, verlorener Geschichte: Krakov, Kazln, Tetin, Libnsin, dann Bndec am Zakolaner Bach mit einer Schule, die Libuöa und Premysl besucht haben sollen, Devin (die Mägde- burg) und ihr gegenüber am rechten Ufer der Vysehrad — Hochburg, dauu etwas stromabwärts am liukeu die Prager Burg. In der Sage gilt der „heilige" Vysehrad als der älteste Fürstensitz, »vmnium terrae illius civitatum quasi mater et äomina", und erst vom Vysehrad aus, wie wir vernehmen, wird die Prager Burg gegründet; wir werden aber kaum irregehen, wenn wir in Wahrheit das Entstehen der Prager Burg ebenso in unbekannte vorgeschichtliche Zeit versetzen wie die des Vysehrad. Der Vysehrad galt zwar in der Meinung des Landes, in den Liedern der Volks- und Heldensänger, als die vorzüglichere, als die erste und gepriesene Stätte des Gottesdienstes; hierher kamen die Fürsten und Herren des Landes zu gemeinsamer Berathung zusammen, hier saßen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (1), Band 14
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (1)
Band
14
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1894
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.78 x 21.93 cm
Seiten
634
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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