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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Seite - 182 -
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182 Doch die Mittel des Landes waren schier unerschöpflich. Das königliche Schloß erstand aus seinem Schutt zu neuer Pracht, uud abermals sollte eine Periode kommen, wo Prag alle Haupt- und Residenzstädte der benachbarten Länder an Glanz und Ruhm überstrahlte. Es war die Zeit Rudol fs II. 1575 bis 1612, wo das Schloß ob dem Hradschin der Mittelpunkt eines großartigen, wahrhaft kaiserlichen Hofstaates wurde, wo im Wladi- slawischen Saale, in den beidenBallhänfern, in den Hofräumen der Burg glänzende Tnrniere abgehalten wurden, wo sich einheimischer und fremder Adel herandrängte, Gesandte und Botschafter von nah und fern einander ablösten. In den kaiserlichen Gärten gab es einen Bärenzwinger, eine Löwengrnbe, und es sind solche, die behaupten, die Schiller'sche Erzählung vom „Handschuh" habe sich nicht am Hofe Franz' I. von Frankreich, sondern an dem Rudolfs II. zu Prag begeben. Vielleicht war es auch zu Rudolfs Zeit, daß die tief eingeschnittene Schlucht, die von der Nordseite des Hradschin und der königlichen Burg schroff abfällt und durch die sich der Bruskabach (krusnice) nach der Moldau durch- windet, den Namen Hirschgraben — Mem prilcopz? erhielt. Noch einen anderen Vorzug verschaffte der eigenwillige Grübler und Sonderling auf dem Kaiserthrone seinem Prag. Durch den Kreis geistig hervorragender Männer und anch Frauen, die er an seinen Hof zog, uud durch die auserlesenen Kunstwerke seiner Sammlung, die er fortwährend bereicherte und ini „Deutschen Saale" seiner Hofburg aufstellte, wurde Prag zugleich zum Hauptsitz damaliger Wissenschaft nnd Kunst. Leider kam, jemehr der Kaiser seinem Trübsinn verfiel, allerhand zweideutiges Volk dazu, Magier, Geisterseher, Zeicheudeuter, Goldmacher, uud diese hielt er sogar in seiner unmittelbaren Nähe. Das Alchymistengäßchen, heute Gold- gäßcheu — ulieka, hinter dem St. Georgskloster nächst dem „Weißen Thurm", kennen wohl die wenigsten Prager aus eigener Anschauung, und doch ist dieser romantische Winkel mit seinem uralten Mauerwerk, seinen uralten Häusern nnd Häuschen eines Besuches werth. Unter Rudolf II. hat 1606 Egid Sadeler mit großem Fleiß und sicherem Blick eine allgemeine Ansicht von Prag gezeichnet, wie sie wohl zu jeuer Zeit keine andere Hauptstadt im gleichen Maßstabe besaß. Wir erblicken darauf das königliche Schloß gegen den Hradschin zu von zwei Wallgräben abgeschlossen; der frühere dritte war damals bereits verschüttet und ausgeglichen. Das Prager Schloß hieß damals mit seinen Schätzen und Kunstgegenständen aller Art „das achte Wnnder der Welt", der Kaiser- garten ein „unvergleichlicherLustort der Frauen"; Rudolfs Zeitalter wurde für Böhmen als das „goldene" gepriesen. In politischer und kirchlicher Hinsicht konnte es das „eherne" heißen, denn der Einfall des zügellosen Passauer Kriegsvolkes, das 1611 in den Prager Städten vandalisch hauste, war nur ein Vorspiel dessen, was mit dem Fenstersturz 1618 über die Hauptstadt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (1), Band 14
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (1)
Band
14
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1894
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.78 x 21.93 cm
Seiten
634
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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