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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (1), Band 14
Seite - 196 -
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196 Die zwischen dem Staatsbahnhof und dem Backhaus sich gegen die innere Stadt hinziehende „Hibernergasse" zierten in meiner Jugendzeit eine Reihe von Palästen ans der Barockzeit: der Familien Ahsbahs, Nostitz-Rienek, Kinsky, Lobkowitz, Des Fonrs; die ersteren zwei stehen noch heute, zum Theil im Besitz uud Gebrauch der k. k. Finanz- laudesdirectiou; von dem größten und schönsten, dem Kinsky'schen, steht nur mehr ein Drittel, ein Anblick zum Erbarmen für jeden, der denselben in seinem früheren Bestände gekannt hat; er besaß einen Garten mit reichen Glashäusern, die wohl auch schon ver- schwunden sind. Aus dem Des Fours'scheu einstöckigen Palais ist ein dreistöckiges Zins- haus geworden. Die linke Ecke der Hibernergasse gegen die Henwagsgasse bildet das „Hotel de Saxe", die rechte der Gasthof „Znm blanen Stern" , durch das vorspringende Privat- haus „Zum eisernen Mann" geschieden von dem ältesten der heutigen Prager Gasthöfe „Zum schwarzen Roß", alle drei nicht mehr „schofel" wie anno dazumal, sondern im modernen und eleganten Stil geordnet und eingerichtet. Von dem Standpunkt, den wir jetzt einnehmen, haben wir neben dem ehemaligen „Königshof", jetzt k. und k. Kadettenschule, den „Pulver thurm" vor uns, in seiner über- reichen gothischen Ausschmückung ein Werk des genialen nnznnftmäßigen Architekten Rejsek von Proßnitz, aber von diesem in seiner Bekrönnng nicht ausgeführt uud später mit einem bloßen Nothdach versehen. Mit dieser schmucklosen Haube lebt er iu der Erinnerung der älteren Generation der Prager, bis der Stadtrath den Beschluß faßte, dem Prachtban Rejseks ein stilgerechtes Dach aufzusetzen, was Dombaumeister Joseph Mocker, aus Friedrich Schmidts Schule hervorgegangen, mit anerkenuenswerthem Geschick ausführte. Durch den Pulverthurm gelangen wir nunmehr in die Altstadt Prag , und wenn wir in der unteren Neustadt ein überwiegend modernes Stadtbild vor nns hatten, so stellt sich uns in der Altstadt das Gegenstück vor Augen. Natürlich fehlt es auch hier nicht an Neubauten, allein sie sind in der entschiedenen Minderzahl und selbst vou dieseu suchen viele im Charakter sich dem älteren Stil anzupassen. In der Altstadt gibt es der Plätze und Straßen genug, wo man sich, ein oder das andere Stück abgerechnet oder hinzu- gedacht, um zwei bis drei Jahrhunderte zurückversetzt denken kann. So gleich der berühmte „Große Ring". Er kann sich an Ausdehnung mit dem Roßmarkt nicht messen, auch ist von einer Regelmäßigkeit keine Spur, aber an malerischer Schönheit und historischem Interesse überragt er nicht blos alle anderen Plätze Prags, sondern die von ganz Böhmen. Das merkwürdige Rathhaus mit der Aufschrift ober dem Haupteingang: ?ra^a caput re^iii uud dem kunstvollen Uhrwerk an dem massiven Stadtthnrm ist in seiner Ostseite in den Vierziger-Jahren ganz neu ausgeführt, in den anderen Theilen vor zwei Jahrzehnten hergestellt, doch sind hierbei sowohl von außen als im Innern die architektonisch werthvollen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (1), Band 14
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (1)
Band
14
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1894
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.78 x 21.93 cm
Seiten
634
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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