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Solopisky u. s. w., einfache durchbohrte Formen aus den Stationen Maslovitz (Bezirk
Karolinenthal), Bukoviua (bei Min), Särka, Welwarn, Krp, Stählavec n. s. w. bekannt.
Seltener treten vollendetere, geschweifte und durchbohrte Formen auf, welche entweder
einfach seitlich geschweift oder mit prismatischen Schliffflächen versehen sind, so in Kozov
(Bezirk Laun), Lobositz (Lovosice), Welwarn, unter dem Rip, iu Horetitz, Kostomlaty
(bei Rauduitz), Brüx (Most), Premyslem (Bezirk Karolinenthal) n. s. w. Diesen reihen
sich durchbohrte Kugeln an, so von Lobositz, Hrobschitz (Hrobcice), Rip, Nebnsitz (Bezirk
Smichov) n. s. w. Zu dieser letzten Gruppe uud in dieselbe Zeit fallen ohne Zweifel jene
nicht durchbohrten Steinbeile, welche behufs der Befestigung an einen Stiel in ihrer Mitte
eine quere breite Einschnürung zeigen, wie solche vorzüglich aus Amerika bekannt sind, so
die Beile aus Jiuonitz (Bezirk Smichov), Käcov und Litovitz (Bezirk UnhoKt), Hloubetiu
und Slavetiu. Die hier uud da in Gräbern der Metallzeit vorgefundenen vereinzelten
Steinwerkzenge sind mit großer Vorsicht zu verzeichnen, da es sich bei sorgfältiger Unter-
suchung solcher Gräber gezeigt hat, daß sich dieselben auf einer früheren neolithischen
Ansiedlnng vorfinden und daß mit der ausgegrabenen Erde auch zufällig in derselben
befindliche Steinartesacte seinerzeit mit in das Grab der Metallzeit gelangten.
Während der paläolithische Mensch vorzugsweise die Knochen und Geweihe des
Renthiers zu verschiedenen Artefacten benützte, verwerthete der neolithische Mensch in
anologer Weise mit Vorliebe die Knochen und Geweihe des Hirsches, wohl aber auch
die Knochen anderer Thiere zu diesem Zweck; es kommen an den meisten Stationen
einfache Nadeln, Pfriemen, Ahle, Meißel, Pfeilspitzen, Dolche, Hämmer, Handgriffe und
Schlittkuocheu vor. Am Rivuac finden wir auch in dieser Beziehung ein Fortschreiten
von den einfacheren blos zugespitzten Formen, wie solche am Hradiste von Schlan (Slany)
vorzugsweise auftreten, zu den gekerbten, verzierten und durchbohrten Formen, ferner
kommen hier auch zur Zier dienende durchbohrte Zähue des Hundes, des Büren und des
Rindes vor.
Die Thongefäße , denen wir erst in diesem Zeitabschnitt begegnen, sind
gewöhnlich ans schlecht geschlemmtem Lehm ohne Zusatz von Graphit oder Kohle aus
freier Hand geformt, gar nicht oder schlecht gebrannt und variiren zwischen der einfachen
Blumentopfform bis zu der mit Höckern und Buckeln, sowie mit Henkeln versehenen
bauchigen Form mit auswärtsgebogenem Rande: die flachen Schüsseln besitzen entweder
einen ebenen oder einen runden Boden (Deckeln). Die für diese Zeit Böhmens charakte-
ristische Verzierung besteht aus eingestochenen Punkten und Strichen. Die einfachen oder
von Punkten begleiteten Striche laufen entweder um das Gefäß herum oder von oben
herab, oder sie sind zu dreieckigen Feldern, mitunter zum Zickzack oder zum Fischgrätheu-
ornament vereinigt. Mit Kreide ausgefüllte Verzierungen kommen ebenso vor, wie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch