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konnte, um neuen, mit Metallwaffen versehenen Ansiedlern Platz zu machen, von
denen man nicht weiß, woher sie gekommen, scheint selbstverständlich zu sein. Wenn
wir von den nur vereinzelten Funden von Kupferartefacten, die gewiß zu den ältesten
Metallobjecten gehören, so beispielsweise jene von Vinaritz (Bezirk Laim), von Hradiste
bei Kuttenberg und von der Sarka, auch aus dem Grunde ganz absehen, weil im Lande
auch Kupferobjecte vorkommen, die einer bedeutend späteren Zeit angehören, so geht
aus den so zahlreichen Funden des Landes an Metallartefacten zur Evidenz hervor, daß
die alten Bronzen zunächst auf Haudelswegeu zu der besagten neolithischen Bevölkerung
gelangten. Wir begegnen nämlich mitten unter den neolithischen Ansiedlungeu zahlreichen
Massen- oder Depotfunden, aus deren Inhalt deutlich hervorgeht, daß ein Händler die ver-
schiedenartigsten Bronze-Artefacte behufs ihres Absatzes mit sich führte, daß er auch
alte unbrauchbar gewordene Metallobjecte eintauschte, Bronzekuchen und Gußformen mit
sich führte, um an Ort und Stelle begehrte Objecte fertig zu machen. Davon geben Zeugniß
die Massenfunde von Krendorf (Krteno an der Eger), Rymän, Maskovitz und Sobenitz
(Sobenic) uordöstlich von Leitmeritz und andere. Auch die Erfahrung, daß sich in der
obersten Culturschicht der meisten neolithischen Ansiedlnngen auf den Hradiste vereinzelte
Bronze-Objecte vorfinden, spricht für die oben ausgesprochene Ansicht. Daß jedoch bald
darauf Bronze-Objecte im Lande selbst verfertigt wurden, dafür sprechen nichtnnr der Depot-
fund von Rydec und andere ähnliche Funde, sondern insbesondere die vielen Funde von
Gußformen, so in Zvolenoves, Hostomitz, Vokovitz, Lobositz, sowie die Rohgußfunde von
Plesivec, Unter-Groschum (Chrastany bei Netolitz) und andere. Auch Südböhmen war
in diesem Zeitabschnitt bereits, mitunter sehr dicht, bevölkert. Viele der alten neolithischen
Ansiedlnngen wurden in dieser Zeit mit Wällen und Gräben umgeben; es sind dies die
ältesten Hradiste oder Wallburgen.
Die Wohnstätten weisen insoserne einen Fortschritt auf, als die dreiseitigen
Lehmprismen (Wandbewurfstücke), wie solche beispielsweise am Hrädek bei Caslau, bei
Bydzov, am Hradiste der Särka und in Stradonitz an der Beraun vorkommen, darthun,
daß aus Rundstämmen gebildete Wände mit Lehm beworfen und von außen geebnet
wurden. Funde, welche einen Schluß auf die Bekleidung erlauben, sind trotz der Reich-
haltigkeit der übrigen sehr selten und nur einem Zufall verdankt man hier und da die
Erhaltung zarterer organischer Stoffe. Daß Schaffelle und Schafleder zur Bekleidung
dienten, beweisen die Reste eines Gewandes aus einem mit Bronzebuckeln und Bronze-
röhrchen besetzten Schafleder in den Grabhügeln von Plaben (Plavo) bei Budweis, ferner
Lederreste in den Grabhügeln des Skleneny Vrch bei Stralhostitz (Strelhoötice) unweit
Hörazdovitz. Grobes schwarzes Wollgeflecht kam in den Urnen am Schulzenhügel bei
Marischau (Marisov) vor; der in einer Urne bei Smiritz gefundene Rest eines groben
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch