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Was die mitunter sehr ausgedehnten flachen Urnengräberplätze Böhmens
anbelangt, wie beispielsweise jene von Libochovan bei Leitmeritz, von Svijan, Planan,
von Horineves, Trebichovitz, Drazkovitz, Rositz bei Pardubitz, Reditz u. s. w., so gestaltet
sich die Zuweisung derselben zu einem der bereits besprochenen Zeitabschnitte immer
schwieriger. Während einige bis in die neolithische Zeit zurückzureichen scheinen, gehören
andere theils der Bronze-, theils der Hallstatter Zeit an, und einzelne, wie jene von
Libochovan, reichen sicherlich bis in die I.a I'ene-Zeit; das großartige und an Funden
reichste Gräberfeld von Trebiekä bei Dobrichov reicht sogar bis in das III. oder IV. Jahr-
hundert n. Chr. Die älteren Urnenfriedhöfe dürften einem ärmeren Theile der Bevölkerung
angehören und für diesen Fall als Beweis dienen für die eontinnirliche Seßhaftigkeit
wenigstens dieses Theiles der Bevölkerung im Lande.
b) I^al'kne-Zeit. Während dieses Zeitabschnitts herrscht neben dem Bronzeschmuck
die Verwendung des Eisens insbesondere zu Waffen und Werkzeugen vor; die hierher
fallenden Funde sind im Lande sehr verbreitet; die Leichenbestattung gewinnt wieder an
Ausdehnung. Obwohl der Einfluß der I^a lene-Cultur im Lande nicht zu verkeuueu ist,
werden ihr häufig doch viele Funde mit Unrecht zugeschrieben, die in ursprünglichen
fremdländischen I>a I'ene-Stationen gar nicht vorkommen. Typisch ist dieser Zeitabschnitt,
welcher für Böhmen besser als die Duxer Zeit zu bezeichnen wäre, besonders vertreten
in dem Massenfund von Dux (Duchcov), ferner in Reihengräbern, so in jenen von
Ober-Ksel bei Böhmifch-Brod, von Nen-Bydzov und von Sulovic bei Lobositz, sowie
hauptsächlich am Hradiste vou Stradonitz an der Beraun mit seinem ungewöhnlich
reichen Inventar.
Westlich bei Snlovitz kamen auf einer verhältnißmäßig kleinen Fläche nicht nur
Funde aus neolithifcher und aus der Bronzezeit vor, sondern auch einfache Skeletgräber
in bloßer Erde ohne jede Einfassung, in fünf Reihen geordnet, welche zahlreiche Beigaben
enthielten, so Hals-, Arm- und Fußringe, Fingerringe, charakteristische Früh-I^a l'ene-
Fibeln, alle aus Bronze, ferner Eisenmesser, Glieder eines Eisengürtels, Bernsteinperlen,
Glasperlen und Lignitringe. Lehrreich sind die Armringe deßhalb, weil die meisten zwar
die für diese Zeit charakteristische Form besitzen, einige aber auch eine einfache alte Form
mit übereinander gelegten und andere mit etwas verdickten Enden aufweisen, so daß diese
Ringe eine Entwicklungsreihe von der einfachsten bis zur vollendetsten Technik darstellen.
Die reichen Beigaben der Gräber von Ober-Ksel bestanden zumeist aus Bronze-Artefacteu:
einer Gürtelkette aus kleineren und größeren Gliedern zusammengesetzt, aus Fibeln, Arm-
ringen mit schneckenförmigen oder einfachen Buckeln, Armringen aus hohlen Halbkugeln
gebildet, wie solche auch in den Gräbern von Neu-Bydzov, Juliska, Libochovitz, Moraves
(Moraveves), Nymburg, Peruc, Premysleui u. s. w. vorkamen, ferner aus Eisenschwertern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch