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Kämpfen mit der Frankenmacht, denen nicht einmal die in dieses Jahrhundert fallende
Christianisirung ein Ende zu machen vermochte.
Die Anfänge des Christenthums werden in das Jahr 845 gesetzt, wo 14 Dynasten
die Taufe in Regensburg empfingen. Die eigentliche Begründung des Christenthums
fällt aber in das Jahr 874, wo Fürst Bor ivo j und seineGemalin Ludmila am Hofe des
Mährerfürsten Svatoplnk vom Erzbifchof Methodius getauft wurden. Hiefür spricht
die festbegründete Tradition der böhmischen Kirche, der iu das Land verpflanzte Sanct
Clemens-Cultus, die slavische Liturgie und ebenso das Zeugniß des Chronisten Cosmas.
Borivoj gerieth dadurch in ein Abhängigkeitsverhältniß zu dem mächtig aufstrebenden
Mojmaridenreiche, doch waudteu sich noch vor dem Zusammenbruch dieses Reiches die
böhmischen Landesfürsten den Machthabern des fränkischen zu. Von da an blieb das Land
uud seine Cultur an den Westen gewiesen.
Borivojs, des ersten christlichen Fürsten Enkel, Namens Wenzeslav (Wenzel),
unter der sorgfältigen Aufsicht der Großmutter Ludmila erzogen, bestieg den Fürsteustuhl im
Jahre 928 nach seines Vaters Vratislav Tode. Wenzeslav war ein friedliebender Fürst.
Als König Heinrich I., der nach Abschluß eines neunjährigen Krieges mit den Ungarn die
Slaven an der mittleren Elbe bezwungen hatte, in Böhmen einbrach und bis vor die Burg
Prag drang, empfing er von Wenzeslav den Eid der Treue. Auch mit dem Bischof von
Regensburg unterhielt Wenzeslav persönliche Freundschaft: rühmte man ihm doch nach,
daß er in der slavischen Kirchensprache wie im Latein gleich gut unterrichtet an Bildung
einem Bischof glich! Für seine deutschenfreundliche Politik mußte aber der Fürst schwer
büßen; in seines BrudersBoleslav (Altbnnzlau) gleichnamiger Burg empfing er den Todes-
streich, doch das Volk und das Premyslidenhaus nannten ihn bald ihren Heiligen, ihren
Beschützer und Patron.
Boleslav I., von seiner ruchlosen That der Grausame genannt, nahm, kaum ans
Ruder gelangt, den Kampf mit Kaiser Otto I. auf. Der Krieg dauerte volle 14 Jahre,
bis endlich Boleslav das Verhältniß zum Reiche wieder anerkannte (950) und von da
an ein treuer Anhänger Ottos verblieb. In der Lechschlacht 955 bildete die böhmische
Hilfsschaar die Nachhut des kaiserlichen Heeres.
Boleslavs I. Sohn uud Nachfolger Boleslav II. brachte Mähren und einen aus-
gedehnten Theil polnischen Gebietes an der Oder und Weichsel an Böhmen. Das unter
ihm 973 neu gegründete, der Metropole Mainz zugewiesene Prager Bisthum umfaßte
außer Böhmen auch diese neu erworbenen Länder. Eine glänzende Zierde des neueu
Bisthums war Vojtech (mit dem deutschenNamenAdalbert), ein Sohn des chromatischen
Stammessürsteu Slavuik, der mit mehr Feuereifer als Erfolg an der Ausgestaltung der
Kirche in Böhmen arbeitete. Sein apostolischer Eifer brachte ihm schließlich den ersehnten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch