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Bald nach dein zweiten Kreuzzuge, welchen Ottokar 1267 gegen die heidnischen
Preußen ohne wesentlichen Erfolg unternommen, gelang ihm die Erwerbung des Herzog-
thums Kärnten, im Jahre 1268 jene des Herzogthums Krain, der Markgrafschaft
Jstrien und eines Theiles von Frianl mit Pordenone. Auch Eger war als Reichspfand
unter Ottokars Gewalt gelangt. So reichte das Reich Ottokars von dem Fichtel- und
Erzgebirge, sowie von den Sudeten bis an die Adria.
Hier ist der Ort, einen kurzen Rückblick auf die vorausgegangenen Geschicke des
Egerlandes zu werfen. Ursprünglich von Slaven besetzt und zu Böhmen gehörig, wurde
es um die Mitte des IX. Jahrhunderts, unter Ludwig dem Deutschen, deutsches Land und
bildete einen Bestandtheil der gegen Böhmen errichteten Mark, sowie auch der Diöcese
Regensburg. Zu Beginn des XI. Jahrhunderts treten als Besitzer von Landgütern an
der oberen Eger die Markgrafen von Vohbnrg auf, welchen die Gründung der Burg
Eger (böhm. Lkeb) zugeschrieben wird. Als Ansiedelung wird Eger im Jahre 1061
genannt.
Durch die Ehe der letzten Vohbnrgerin Adelheid gelangte Herzog Friedrich von
Schwaben in den Mitbesitz der Vohbnrg'schen Güter, die er auch nach seiner Erhebung
zum König und Kaiser und nach der im Jahre 1153 erfolgten Ehescheidung beibehielt.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ die Burg Eger im größeren, einer Kaiserpfalz würdigen
Stil umbauen. Hierdurch und weil Eger an einer wichtigen Handelsstraße lag, gedieh auch
die an die Burg angegliederte städtische Ansiedelung, die sich des Nürnberger Stadtrechtes
bediente. Auch Kaiser Friedrich II. faud viel Wohlgefallen an der Stadt, die er wiederholt
aufsuchte.
Ottokar stand auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Glücks. Unter seiner
Regierung vollzog sich in den inneren Verhältnissen Böhmens eine vollständige Um-
wandlung. Durch Gründung zahlreicher Städte, welche ausschließlich oder überwiegend
den von Wenzel I. und Ottokar ins Land berufenen Deutschen übergeben wurden und
als königliche Städte unmittelbar der Krone unterstanden, wurde die altslavische Gau-
verfassung völlig umgestoßen; der Bürgerstand gelangte durch Betriebsamkeit und Reichthum
zu großer Bedeutung, die königlichen Städte aber, zumeist an den großen Handelswegen
gegründet, wurden bald ein mächtiger Factor auch im politischen Leben des Landes. Ein
Theil der Städte folgte dem sächsischen, ein anderer, mit der Altstadt Prag an der Spitze,
dem schwäbischen Recht; zahlreiche Dörfer wurden nach deutschem Recht mit vertrags-
mäßigen Verpflichtungen ausgesetzt; die Klöster, meist mit deutschen Ordensmitgliedern
besetzt, zogen ihre Stammgenossen zur Colouisatiou ihrer Güter ins Land.
Aber geradeso wie die vollständige Schwäche des Deutschen Reiches während des
Interregnums (1257 bis 1273) dem böhmischen König bei seinen Unternehmungen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch