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ohne männliche Erben stürbe, den ältesten seiner Brüder und dessen Erben als Nach-
folger anzuerkennen. Obgleich Rudolf auf vielfachen Wunsch sich mit Elisabeth von Polen,
der Wittwe König Wenzels II., vermälte und die zerrütteten Finanzen des Königreichs
zu ordnen redlich bestrebt war, indem er von den königlichen Einkünften wöchentlich
1000 Mark zur Tilgung der Schulden des Fiskus verwendete, widersetzten sich ihm doch
einige Anhänger Heinrichs von Kärnten unter dem Adel Südwestböhmens; bei Belagerung
von Horazdiowitz, einer Burg des Bawor von Strakonitz, starb Rudolf, erst 26 Jahre
alt, an der Ruhr (4. Juli 1307).
Bald darauf wurde der Oberstlandmarschall Tobias von Bechin, Führer der
Habsburgischen Partei, welche des verstorbenen Königs ältesten Bruder, Herzog Friedrich
von Österreich, als König anerkennen wollte, durch Anhänger Heinrichs von Kärnten
ermordet und dadurch die ganze Partei so eingeschüchtert, daß Heinrich zum König gewählt
werden konnte (15. August 1307). König Albrecht verhängte zwar die Acht über Heinrich,
doch gelang es ihm nicht mehr, denselben mit Waffengewalt aus Böhmen zu vertreiben,
da er schon am 1. Mai 1308 dem Mordstahl seines ruchlosen Neffen Johann erlag.
Obgleich Heinrich nicht der Mann war, durch Thatkraft seinen Anhang zu ermuthigen
und seine Gegner einzuschüchtern, so stand doch die Mehrheit der deutschen Bürger von
Prag und Kuttenberg ganz entschieden auf seiner Seite und nahm deshalb einige Adels-
häupter, die gegen ihn Verrath spannen, darunter den Oberstlandmarschall Heinrich von
Lipa, gefangen (Februar 1309); nur unter der Bedingung ließ man sie frei, daß bei
Berathung über allgemeine Landesangelegenheiten von nun an auch die Bürger um ihre
Zustimmung befragt würden. Heinrich von Lipa und seine Freunde bemächtigten sich hierauf
Prags, vertrieben ihre Gegner und bekämpften mit Erfolg die Truppen, welche König
Heinrich aus Kärnten und Tirol hatte kommen lassen, sowie jene, die ihm der Markgraf
Friedrich von Meißen zu Hilfe geschickt hatte. Im Juli 1310 begab sich eine Gesandtschaft
der Gegner Heinrichs von Kärnten, bestehend aus drei Eistercienseräbten, drei Adeligen
und sechs Bürgern von Prag und Kuttenberg, im EinVerständniß mit Elisabeth, der
jüngeren Tochter weiland König Wenzels II., zum römischen König Heinrich VII. (ans
dem Hause Luxemburg) nach Frankfurt, um sich dessen Sohn Johann zum König von
Böhmen, sowie zum Gemal der Prinzessin Elisabeth zu erbitten. In der That belehnte
König Heinrich VII. am 31. August 1310 zu Speier seinen vierzehnjährigen Sohn mit
dem Königreich Böhmen, dessen Vermäluug mit der achtzehnjährigen Elisabeth gleichzeitig
gefeiert ward. Begleitet vom Mainzer Erzbischos Peter, der als ehemaliger böhmischer
Kanzler mit den Verhältnissen des Landes vertraut war, zog Johann hierauf mit Heeres-
macht vor Prag, welches sich wieder im Besitz Heinrichs von Kärnten befand. Die
Einnahme Prags ward dadurch ermöglicht, daß die Anhänger Johanns ihm ein Thor
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch