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Erzbisthum erhob,welchem die Bisthümer Olmütz und das ueugegründeteLeitomischl unter-
geordnet wurden.
Nach dem Tode seines Vaters wurde Karl am 2. September 1347 auf Grund
eines von ihm selbst nach dem Vorbild des französischen eingeführten Rituals durch den
ersten Prager Erzbischos Ernst zum König gekrönt. Die alte böhmische Krone war wohl
unter dem verschwenderischen König Johann veräußert worden, weshalb Karl behufs
seiner Krönung eine neue, die noch gegenwärtig in der Kronkammer oberhalb der
St. Wenzelskapelle des Prager Doms aufbewahrte Krone anfertigen ließ. Doch konnte
sich Karl vorerst nur vorübergehend den böhmischen Angelegenheiten widmen, da es sich
ihm damals noch darum handelte, die allgemeine Anerkennung als römischer König bei
den deutschen Reichsständen durchzusetzen. Nach Kaiser Ludwigs Tode (ll. October 1347)
stellten nämlich dessen Söhne einen Gegenkönig nach dem anderen auf. Keinen derselben
ließ Karl erhebliche Geltung gewinnen, mit Argusaugen verfolgte er alle Schritte seiner
Gegner, ja schließlich (März 1349) sprengte er die compacte Wittelsbach'sche Opposition
durch seine Vermälnng mit Anna, der Tochter des Kurfürsten Rudolf von der Pfalz,
worauf sich im Mai der letzte Gegenkönig Günther und die Wittelsbacher unterwarfen.
Auf seinem Romzuge huldigten Karl, der zu Mailand (6. Januar 1355) mit der
„eisernen" lombardischen und zu Rom (5. April) mit der Kaiserkrone gekrönt wurde,
alle Siguoreu und Communen Reichsitaliens, selbst Florenz, welches seinem Groß-
vater aufs heftigste widerstrebt hatte. Dem phantastischen Apostel der nationalpolitischen
Einheit Italiens, Cola di Rienzo, rief Karl die ernsten Worte zu: kortuinur te, ut
äimittus pkantasticu, und Petrarca, dem für das classische Alterthum glühend begeisterten
Dichter, der durchaus Römerschlachteu sehen wollte, hielt er mit ironischem Lächeln über
solche politische Unmündigkeit den Wahlspruch entgegen: Omnia prius temptancka quam
kerrum, et msäici volunt et caesares ckiäicerrmt.
Nach seiner Rückkehr vom Romzug wollte Karl seinem Königreich Böhmen die
Wohlthat eines geschriebenen Landrechtes zuwenden. Dem böhmischen Adel mißfiel jedoch
der karolinische Landrechtsentwurf gar sehr. Er befürchtete, daß ihm mit der Verpflichtung,
nach einem geschriebenen Gesetzbuch Recht zu sprechen, sein Gesetzgebungsrecht eingeschränkt
werden würde. Mit dem entschiedensten Mißtrauen erfüllte den Adel ferner die im Entwurf
offen ausgesprochene Absicht Karls, die Jnstizhoheit der Krone durch den Vorbehalt der
peinlichen Strafgewalt zu stärken, sowie der Umstand, daß darin dem Streben des Adels,
sich durch verpfändete Krongüter zu bereichern, durch die strengsten Vorschriften ein Riegel
vorgeschoben war. Endlich war es das Verbot der Bündnisse und der Privatsehden des
Adels, welches letzteren bewog, die Annahme des Entwurfs zu verweigern. Karl scheute
den offenen Kampf mit der starken Adelsmacht und befürchtete, daß Zwietracht mit den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Band 14
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (1)
- Band
- 14
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1894
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.78 x 21.93 cm
- Seiten
- 634
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch